Rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung glauben, an einer Nahrungsmittelallergie zu leiden. Effektiv sind aber nur etwa zwei bis sechs Prozent allergisch. Viel häufiger – nämlich zu zwanzig Prozent – kommt die so genannte Intoleranz vor. «Einzelne Symptome beider Erkrankungen können jedoch ähnlich sein», weiss Expertin Nadia Ramseier.
Reagiert das Immunsystem überschies-send auf Bestandteile in Lebensmitteln, spricht man von einer Nahrungsmittelallergie. Gerade bei Kindern können etwa Nüsse oder Hühnerei schwerwiegende Symptome wie Erbrechen, Magen-Darm-Probleme, Hautreaktionen, Atembeschwerden und im Extremfall einen Herz-Kreislauf-Kollaps verursachen.
Reagieren Erwachsene auf Nahrungsmittel allergisch, ist häufiger nur der Mundbereich betroffen. «Typisch sind Juckreiz und Schwellungen», so Ramseier. Dahinter steckt oft die so genannte Kreuzreaktion, bei der die betroffene Person eigentlich auf Atemwegsallergene wie Pollen oder Hausstaubmilben allergisch ist. Weil diese den Lebensmittel-Allergenen ähneln, reagiert das Immunsystem auf beide allergisch.
«Selbstbeobachtung zusammen mit Haut- und Bluttests beim Allergologen, bei der Allergologin bestätigen eine Diagnose», weiss Nadia Ramseier. Die Therapie ist abhängig von der Art der Allergie: Bei einer schweren Nahrungsmittelallergie gibt es nur das konsequente Meiden des jeweiligen Lebensmittels.
Wer jedoch an einer Kreuzallergie leidet, hat etwas mehr Spielraum und verträgt das Lebensmittel möglicherweise in verarbeiteter Form – zum Beispiel in einem Kuchen. In der Schweiz sind vierzehn Zutaten, die Allergien oder andere unerwünschte Reaktionen auslösen können, klar deklariert.
Bei einer Nahrungsmittelintoleranz hat der Körper die Fähigkeit verlernt, bestimmte Stoffe zu verdauen oder er hat sie nie besessen. So wandert bei einer Laktoseintoleranz der Milchzucker aufgrund von einem Enzymmangel unverdaut in den Dickdarm, wo er vergoren wird – was zu Bauchkrämpfen, Blähungen, Verstopfung und Übelkeit führt. Jede fünfte Person in der Schweiz ist davon betroffen; eine laktosearme Ernährung schafft Abhilfe.
Ähnliche Beschwerden haben die rund zwei Prozent, die an einer Fruktose-Malabsorption leiden, bei der ein Teil des Fruchtzuckers erst im Dickdarm abgebaut wird. Besserung bringt eine fruktosearme Ernährung. Beide Intoleranzen werden mittels eines H2-Atemtests diagnostiziert.
Bei einer Histaminintoleranz wird das durch die Nahrung aufgenommene Histamin aufgrund einer mangelhaften Enzym-Funktion ungenügend abgebaut, es gibt aber keinen Test dazu. Die Folgen: Hautrötungen, Juckreiz, laufende Nase, Verdauungsbeschwerden bis hin zu Kopfschmerzen und Herzrasen.
Diese Intoleranzen sind mühsam, verursachen aber im Gegensatz zur Zöliakie keinen Schaden: «Gluten, das Klebereiweiss, das in verschiedenen Getreidesorten enthalten ist, schädigt bei Betroffenen die Schleimhaut des Dünndarms», erklärt Nadia Ramseier. Die Diagnose wird mit einer Antikörpermessung und Dünndarmspiegelung gestellt. Als Therapie hilft nur der lebenslange Glutenverzicht.