Endlich Winter, sagen sich viele Heuschnupfengeplagte. Die Pollensaison ist zu Ende, Allergiebetroffene können aufatmen. Jetzt ist auch der richtige Moment, um über die nächste Heuschnupfen-Saison nachzudenken und das Übel an der Wurzel zu packen. «Mit einer Desensibilisierung – einer allergenspezifischen Immuntherapie – kann die Pollenallergie erfolgreich bekämpft werden», erklärt Sonja Hartmann, Expertin von aha! Allergiezentrum Schweiz.
Und das geht so: Man gewöhnt den Körper langsam an den Allergieauslöser, zum Beispiel die Pollen, bis er das Allergen schliesslich toleriert. Eine Immuntherapie ist nicht nur bei Pollen, sondern auch bei Bienen- oder Wespengift, Katzen, Hunden, Hausstaubmilben und Schimmelpilzen durchführbar.
Bei Pollen und Hausstaubmilben gibt es mittlerweile zwei Formen dieser Therapie: mit Injektionen unter die Haut oder Tabletten beziehungsweise Tropfen unter die Zunge. Zuerst prüft der Allergologe, die Allergologin mittels Haut- und Bluttests, welche Stoffe die allergische Reaktion auslösen. Die therapeutische Lösung mit Allergenen wird entsprechend diesem Profil ausgewählt.
Wenn die Desensibilisierung mittels Injektionen unter die Haut geschieht, wird der betroffenen Person in der ersten Phase regelmässig – normalerweise alle ein bis zwei Wochen – unter ärztlicher Aufsicht die Allergenlösung in den Oberarm injiziert.
Ist nach mehreren Wochen dieser so genannten Einleitungsphase die individuelle Maximaldosis der Allergenkonzentration erreicht, beginnt die Erhaltungsphase. In dieser wird die Dosis nur mehr monatlich gespritzt. Sonja Hartmann: «Die Therapie dauert insgesamt drei bis fünf Jahre.»
Eine weitere Möglichkeit der Desensibilisierung ist die so genannte sublinguale Immuntherapie. Sonja Hartmann erläutert: «Dabei gibt die betroffene Person das Allergen in Form von Tabletten oder Tropfen unter die Zunge.
Die erste Dosis wird unter ärztlicher Überwachung eingenommen, danach kann die Therapie zu Hause selbst weitergeführt werden». Auch diese Form der Therapie dauert mindestens drei Jahre. Personen, die sich für diese Option entscheiden, müssen sehr diszipliniert sein, da die Therapie sonst nicht die gewünschten Ergebnisse zeigt.
Allergiebetroffene, die sich für eine Desensibilisierung entscheiden, brauchen also Geduld und Ausdauer. Doch es lohnt sich, betont Sonja Hartmann: «Wissenschaftliche Studien zeigen, dass beide Immuntherapien wirksam sind. Die Desensibilisierung kann die Beschwerden einer Pollenallergie um bis zu 80 Prozent lindern und den Medikamentenverbrauch deutlich reduzieren.»
Zudem verringert sich das Risiko für allergisches Asthma, und bestehendes Asthma lässt sich verbessern. Im besten Fall führt die Therapie zur Symptomfreiheit. In der Schweiz sind die meisten Immuntherapien ab dem fünften Lebensjahr zugelassen.