Bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen kann ein Rauchverzicht den Krankheitsverlauf mildern und vermutlich das Krebsrisiko senken.
Bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen kann ein Rauchverzicht den Krankheitsverlauf mildern und vermutlich das Krebsrisiko senken.
Geschätzt leiden in Deutschland über 400.000 Menschen unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – Tendenz steigend. Weltweit sind vor allem Menschen aus den westlichen Industrieländern betroffen. Das spricht dafür, dass der Lebensstil und Genussgifte einen Einfluss auf die Ausprägung haben könnten. Gerade der Aspekt des Rauchens rückt dabei immer wieder in den Fokus.
Die Studienlage zeigt eindeutig, dass sich ein Rauchstopp positiv auf den Krankheitsverlauf bei Morbus Crohn auswirkt: Im Vergleich zu an Morbus Crohn erkrankten Rauchern können Crohn-Patienten, die für mindestens ein Jahr auf das Rauchen verzichten, die Symptome deutlich abmildern. Auch eine geringere Rückfallsrate bei Nichtrauchern gilt durch eine britische Studie als gesichert. Unter den Crohn-Patienten mit Dickdarmbefall waren insgesamt 56 Prozent der symptomfreien nichtrauchenden PatientInnen drei Jahren lang rückfallsfrei – bei rauchenden PatientInnen nur 40 Prozent. Rauchende Crohn-PatientInnen haben zudem ein erhöhtes Risiko für Rückfälle nach Operationen, sowie ein erhöhtes Risiko für eine erneute Operation nach fünf bis zehn Jahren. Weitere Studien belegten, dass der Rauchkonsum den Verbrauch an Glukokortikoiden und Immunsuppressiva erhöht.
Für die zweite entzündliche Darmerkrankung, Colitis ulcerosa, ist die Studienlage nicht ganz so eindeutig. Es gibt Studien, bei denen Rauchabstinenz zu Schüben führte – aber auch Untersuchungen, bei denen Rauchen den Krankheitsverlauf einer Colitis ulcerosa ungünstig beeinflusste. Außerdem war es mit vermehrtem Auftreten wässriger Stühle und einer verringerten Wahrscheinlichkeit für das Erreichen einer Remission verbunden.
Eine schwedische Studie setzte bereits vor Ausbruch der Erkrankung an und untersuchte, welchen Einfluss Rauchen auf die Entstehung von CED haben könnte. Dafür wurden 427 Probanden nach ihrem Lebensstil, inklusive Rauchverhalten, befragt. Die Auswertung zeigte, dass Raucher gegenüber Nikotinabstinenzlern ein etwa dreifach höheres Risiko hatten, an Colitis ulcerosa zu erkranken. Das Risiko einer Morbus-Crohn-Erkrankung war doppelt so hoch.
Nicht zuletzt wirkt sich Rauchen auch auf Folgeerkrankungen bei CED-Patienten aus. Das Darmkrebsrisiko ist bei dieser Patientengruppe ohnehin erhöht. Rauchen steigert es zusätzlich. Jüngst belegte eine Kohortenstudie ein erhöhtes beziehungsweise signifikant höheres Neoplasierisiko für Colitis ulcerosa- beziehungsweise Morbus-Crohn-Patienten.
u. a. Kurer et al. Colorectal Disease 2007; 9 (6): 56–571