Studien zeigen: Das Screening asymptomatischer Erwachsener kann eine frühere Diagnose und Behandlung ermöglichen, und damit verbundene Folgeerkrankungen verhindern.
Studien zeigen: Das Screening asymptomatischer Erwachsener kann eine frühere Diagnose und Behandlung ermöglichen, und damit verbundene Folgeerkrankungen verhindern.
Studien belegen zunehmend den Vorteil der Früherkennung eines Prädiabetes. Das Screening asymptomatischer Erwachsener kann eine frühere Diagnose und Behandlung ermöglichen, und damit verbundene Folgeerkrankungen verhindern. Zudem können gefährdete Patienten frühzeitig zu einem gesunderen Lebensstil und mehr Bewegung animiert werden.
In den letzten Jahren hat die Prävalenz von Diabetes mellitus Typ 2 weltweit stark zugenommen. Diese Entwicklung liegt einerseits an der immer älter werdenden Bevölkerung, zunehmend ungesunder Ernährung und verminderter körperlichen Aktivität.
Die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Diabetes mellitus Typ 2 sind erheblich. Die weltweiten Gesundheitsausgaben belaufen sich auf 760 Milliarden Dollar pro Jahr. Ein wichtiger Indikator ist, dass die Behandlung von Komplikationen mehr als die Hälfte der direkten Kosten ausmacht (1).
Von Prädiabetes spricht man, wenn das HbA1c bei 5,7 – 6,4 Prozent liegt, entsprechend einer Nüchternplasmaglukose von 5,6 – 6,9 mmol/l oder einer 2h-Plasmaglukose im oGTT von 7,8 – 11,1 mmol/l.
Prädiabetes zeigt jedoch nicht nur das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 an: Neue Studien haben gezeigt, dass auch mit leicht erhöhten Blutzuckerwerten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen, sowie einen frühzeitigen Tod ansteigt. In einer Studie mit subjektiv gesunden Personen über 60 Jahren (ohne bekannten Diabetes mellitus Typ 2) konnte festgestellt werden, dass von der untersuchten Personen 8,4 Prozent an einem Diabetes mellitus Typ 2 und 64,5 Prozent an einem Prädiabetes leiden, ohne es zu wissen (2). Studien zeigen, dass in der Schweiz schätzungsweise 30 Prozent der Diabetes-mellitus-Typ-2-Betroffenen nicht als solche erkannt werden (3).
Die Schweizerische Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie empfiehlt, das HbA1c zur Diagnose sowohl des Diabetes mellitus Typ 2 als auch des Prädiabetes zu verwenden.
In folgenden Situationen ist der HbA1c-Wert jedoch nicht geeignet als Diagnosekriterium (4):
Eine europäische Studie untersuchte, ob sich ein Screening auf Prädiabetes bei Kindern lohnt (5). Die Prävalenz des Prädiabetes stieg mit der Adipositasklasse deutlich an und erreichte bei Kindern 20,5 und bei Jugendlichen 31,6 Prozent. Ein Screening auf Prädiabetes lohnt sich also bei Kindern im Alter von <10 Jahren mit Adipositas der Klassen II und III und bei Jugendlichen. Bei Betroffenen mit Prädiabetes sollten zudem Blutdruck, Triglyceride und ALT-Werte regelmässig überwacht werden.
In der Schweiz bezahlt die Krankenversicherung alle drei Jahre ein Diabetes-Screening ab 40 Jahren – bei adipösen und übergewichtigen Patienten bereits ab 35 Jahren. Ähnlich ist es bei unserem nördlichen Nachbarn: In Deutschland bezahlt die Krankenversicherung ab 35 Jahren regelmässig alle drei Jahre eine Gesundheitsuntersuchung, dazu gehört auch ein Glukosetest im Blut.
Studien aus den USA schätzen, dass 13 Prozent aller Erwachsenen in den USA an Diabetes mellitus Typ 2 leiden, 34,5 Prozent der Erwachsenen erfüllen zudem die Kriterien für Prädiabetes. Zudem ist Diabetes die häufigste Ursache für Nierenversagen und neue Fälle von Blindheit bei Erwachsenen in den USA. Die US Preventive Services Task Force empfiehlt deshalb ein Screening auf Prädiabetes und Typ-2-Diabetes bei Erwachsenen im Alter von 35 bis 70 Jahren, für alle Patienten, die übergewichtig oder fettleibig sind (6).
Eine britische Studie zeigt sich zweiseitig: Bei einer ersten Analyse kam es während einer Nachbeobachtungszeit von 9,5 Jahren in der Screening-Gruppe genauso häufig zu kardiovaskulären Ereignissen oder zum Tod der Patienten wie in der Kontrollgruppe (7). Bei einer zweiten Auswertung kamen die Autoren jedoch zum Schluss, ein Screening sei sinnvoll, um die Patienten vor wichtigen Spätkomplikationen der Erkrankung zu schützen und vor einem vorzeitigen Tod zu bewahren (8). Weitere Studien belegen dies klar: Bereits durch eine um ein Jahr verzögerte oder ungenügende Behandlung einer gestörten Glukoseregulation steigt das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Krankheit oder einer Niereninsuffizienz zu erkranken (9, 10). Früherkennung ist also von Nutzen, vorallem bei Folgeerkrankungen; ausserdem können somit direkt und indirekt Gesundheitskosten gespart werden.