Die Mittelmeerdiät schützt nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Aber auch gegen Krebserkrankungen scheint sie etwas zu helfen.
Die Mittelmeerdiät schützt nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Aber auch gegen Krebserkrankungen scheint sie etwas zu helfen.
Die Mittelmeerdiät ist nicht nur eine Ernährungsform, sondern auch eine Lebensweise. Vor allem ballaststoffreiche und frische Zutaten stehen dabei auf dem Ernährungsplan: Etwa viel Gemüse, Obst, Nüsse, Samen, Fisch und Olivenöl. Dies schützt nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, aber auch gegen Krebserkrankungen scheint sie etwas zu helfen.
Bereits 1980 wurde die Seven Countries Study veröffentlicht, die nahelegte, dass Amerikaner mittleren Alters häufiger einen Herzinfarkt erlitten als ihre gleichaltrigen europäischen Kollegen in Mittelmeerländern. Der damalige Forschungsleiter der Studie, der Physiologe Ancel Keys von der University of Minnesota, vermutete daraufhin einen Zusammenhang zwischen Essgewohnheiten und dem Risiko für Herzerkrankungen (1). Diese Erkenntnis führte zur formalen Definition des Mittelmeerdiät (2).
Die Seven Countries Study ist aber ein gutes Beispiel für die Aussagekraft von Ernährungsstudien; seit ihrer Publikation war sie umstritten – unter anderem wurde Keys vorgeworfen, er hätte die studierten Länder nach Gutdünken ausgewählt, und den Ausgang der Studie damit massgeblich beeinflusst (2). Problematisch ist in den meisten Ernährungsstudien auch, dass die Ernährungsgewohnheiten der Probanden anhand von Fragebögen erfasst werden. Das kann aufgrund subjektiver Einschätzungen der Probanden zu Verzerrungen führen, und ist besonders bei retrospektiven Studien der Fall.
Kasten: So funktioniert die Mittelmeerdiät
Milch, rotes Fleisch und Süssigkeiten werden in der Mittelmeerdiät nur selten verzehrt. Als Genussmittel gehört hingegen ein Glas Wein regelmässig zu den Mahlzeiten. Der mediterrane Speiseplan besteht hauptsächlich aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Getreide (Weizen, Gerste), Fisch, Nüssen und Olivenöl als Fettquelle.
Neuere Daten bezeugen aber, dass die Idee einer an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen reichen Ernährung nicht so falsch sein kann: Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2018 zeigte etwa, dass im Vergleich zu acht anderen Kostformen die Mittelmeer-Diät von allen untersuchten Kostformen den Blutzucker bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 am günstigsten beeinflusst (3). Insgesamt werteten die Wissenschaftler die Daten von 4.937 Studienteilnehmern aus 56 Ernährungsstudien im Zeitraum zwischen 1978 und 2016 aus.
Das unterstrich eine randomisierte kontrollierte Studie an 4.282 Frauen und 3.165 Männer zwischen 60 bis 80 Jahren, die an Typ 2-Diabetes litten oder zumindest drei kardiovaskuläre Risikofaktoren aufwiesen (4). Sie konnte nachweisen, dass eine Mittelmeerdiät das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Tod um fast ein Drittel senkte. Die Inzidenz schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse war mit einer Mittelmeerdiät insbesondere geringer als bei Probanden, denen eine fettreduzierte Ernährung zugeteilt wurde (5).
2022 erschien eine weitere randomisierte kontrollierte Studie, die zeigte, dass auch bei Menschen, die bereits eine koronare Herzerkrankung aufweisen, eine Mittelmeerdiät angereichert mit Olivenöl oder Nüssen besser in der Lage war grosse kardiovaskuläre Ereignisse abzuwenden als die fettreduzierte Kost (6). Die mediterrane Ernährung wirkt sich dabei positiv auf Körpergewicht, Bauchumfang, Blutdruck, sowie Blutwerte wie das LDL- und HDL-Cholesterin, aber auch den Blutzucker aus. Auch Entzündungsparameter verbesserten sich unter der Kostform.
Gemäss den Forschern spielen insbesondere drei Strategien dabei eine Rolle:
Beobachtungsstudien liefern darüber hinaus neue Anhaltspunkte, die darauf hindeuten, dass eine mediterrane Ernährung mit einem verringerten Risiko der Gesamtkrebsmortalität zusammenhängt (6,7). In dem Zusammenhang wurde auch diskutiert, dass die mediterrane Kost möglicherweise auch die Krebs-Inzidenz und -Sterblichkeit reduzierte. Auch die Inzidenz der Parkinson-Krankheit und der Alzheimer-Krankheit könnte sich durch die Kostform verringern. Hier ist die Studienlage aber nicht eindeutig: Zu viele Störfaktoren wie Nahrungsergänzungsmittel, der sozioökonomische und kulturelle Status aber auch die körperliche Aktivität können zu Verzerrungen führen.
Die Mittelmeerdiät ist nicht nur eine Modeerscheinung: Im Jahr 2013 wurde die Mittelmeerdiät aufgrund seiner gesundheitlichen Vorteile und seiner kulturellen Bedeutung für den Mittelmeerraum zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe der Menschheit ernannt. (5)
Auf der Website der UNESCO ist zu lesen: «Gemeinsames Essen ist die Grundlage für die kulturelle Identität und Kontinuität von Gemeinschaften im gesamten Mittelmeerraum. Es ist ein Moment des sozialen Austauschs und der Kommunikation, eine Bestätigung und Erneuerung der familiären, Gruppen- oder Gemeinschaftsidentität. Die Mittelmeerdiät betont die Werte Gastfreundschaft, Nachbarschaft, interkultureller Dialog und Kreativität sowie eine Lebensweise, die von Respekt vor Vielfalt geprägt ist.»
Auch den Frauen ordnet die UNESCO eine wichtige Rolle bei der Mittelmeerdiät zu: «Frauen spielen eine wichtige Rolle bei der Weitergabe des Wissens über die mediterrane Ernährung: Sie bewahren ihre Techniken, respektieren saisonale Rhythmen und festliche Ereignisse und geben die Werte des Elements an neue Generationen weiter.»