Risiko mehr als halbiert

Mit Sport gegen GDM

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Frauen, die sich wenig bewegen, ein deutlich höheres Risiko haben, an einem Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken. Vor allem Frauen, die aufgrund ihrer Genetik für einen GDM prädisponiert waren profitierten von regelmässiger Bewegung. Das wirft auch Fragen dazu auf, wie gefährdete Frauen schneller zu identifizieren sind, um frühzeitig intervenieren zu können.

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9. Dez. 2022
Sport in der Frühschwangerschaft kann einem GDM vorbeugen
Pavel Metluk/gettyimages

Seit der breiten Einführung eines Glukosetoleranztests wird bei immer mehr Frauen ein Schwangerschaftsdiabetes (GDM) festgestellt. Die Stoffwechselstörung kann sich ungünstig auf Schwangerschaft und Geburt auswirken, kann aber auch das Risiko für metabolische Erkrankungen bei Mutter und Kind erhöhen.

So erhöht ein GDM das Risiko der Mutter, später einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln (2). Darüber hinaus leiden Kindern von Frauen mit GDM später häufiger an Übergewicht, Adipositas und Diabetes (3).

Schon seit längerem vermutet man, dass Bewegung das Risiko für einen GDM bei Frauen mit Adipositas verringert (4). Die Fettleibigkeit ist, genauso wie familiäre Veranlagung und ein Alter von über 35 Jahren in der Schwangerschaft, ein Hauptrisikofaktor für die Entwicklung eines GDM (5).

Bewegung senkt das Risiko für GDM

Die aktuelle Kohortenstudie untersuchte dies nun systematisch, und inkludierte 3.533 Schwangere die zuvor noch kein Kind geboren hatten. Bei ihnen wurden Angaben zu ihrer körperlichen Aktivität in der Frühschwangerschaft gesammelt, und sie wurden als weniger aktiv (n = 1168) und eher aktiv (n = 2365) eingestuft.  Um als aktiv zu gelten, mussten Frauen sich entweder 150 Minuten moderat intensiv, oder 75 Minuten intensiv bewegen. Zusätzlich wurden die Teilnehmerinnen genotypisiert, um ihr familiäres GDM-Risiko zu ermitteln.  Später unterzogen sich die Frauen einem Glukosetoleranztest.

Die Forscher fanden heraus, dass Frauen, die sich in der Frühschwangerschaft mindestens 150 Minuten pro Woche bewegten, und einen niedrigen polygenen Risikoscore (PRS) aufwiesen, nur halb so häufig an einem GDM erkankten als die durchschnittliche Studienpopulation (OR: 0,5; 95%-KI: 0,3-0,9; P =0,01). Demgegenüber verdreifachte sich das Risiko von Frauen mit einem erhöhten PRS und wenig Bewegung (OR: 3,4; 95%-KI: 2,3-5,3).

Teilnehmerinnen mit hoher PRS und mässigem bis hohem Aktivitätsniveau in der Frühschwangerschaft wiesen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein ähnliches Schwangerschaftsdiabetes-Risiko auf.

Hochrisikopatientinnen identifizieren und gezielt Interventionen einleiten

Die Studie betont einerseits, wie sinnvoll genetische Screenings für die Identifizierung von Frauen mit hohem GDM-Risiko sein kann. Andererseits zeigt sie auch, dass alle Frauen, aber besonders Frauen mit einem genetisch bedingt erhöhten GDM-Risiko über die gesamte Schwangerschaft hinweg körperlich aktiv sein sollten.  Im Vergleich zu früheren Studien zum Schwangerschaftsdiabetes-Risiko konzentrierte sich diese Analyse ausschliesslich auf Nullipara-Frauen. Nachdem ein vorheriger GDM das Risiko für GDM in weiteren Schwangerschaften erhöht, könnten Intervention in dieser Gruppe besonders gut wirksam sein.

Polygene Risiko-Scores (PGS) für Typ-2-Diabetes können das Risiko für einen GDM vorhersagen

In der Genetik spiegelt ein PGS die geschätzte genetische Veranlagung einer Person für ein bestimmtes Merkmal wider und kann als Prädiktor verwendet werden. Umweltfaktoren werden im PGS nicht berücksichtigt. Polygene Risiko-Scores für Typ-2-Diabetes konnten in der vorliegenden Studie die Risikovorhersage für Schwangerschaftsdiabetes verbessern. Ob auch zwischen genetischen und lebensstilbedingten -Risikofaktoren ein Zusammenhang vorliegt, wurde in der Studie jedoch nicht quantifiziert.

Referenzen