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Zuckerstand messen mit Sensor-Technologie

Keine Lust mehr, sich für die Zuckermessung in den Finger zu stechen? Das Leben so frei und so einfach zu gestalten wie möglich – auch mit Diabetes? Mit moderner Sensor-Technologie ist das möglich.

9. Jan. 2024
Junge Frau an einem Tisch misst Blutzucker mit Smartphone über Sensor am Oberarm
Goffkein/stock.adobe.com

Jeder Vorgang in unserem Körper benötigt Energie. Die wichtigsten und für unseren Körper am schnellsten verfügbaren Energielieferanten sind Kohlenhydrate aus Nahrungsmitteln wie Kartoffeln, Brot, Früchten und Gemüsen. Auch Zucker liefert Energie, zählt aber nicht zu den natürlichen Energiequellen des Menschen und kann sogar schädlich sein.

Im Darm werden die Kohlenhydrate in Glukose (eine Form von Zucker) zerlegt und aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Damit die Glukose anschliessend aber aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen werden und als Energiequelle genutzt werden kann, braucht es Insulin.

Diabetes Typ I

Menschen mit Diabetes Typ 1 (siehe Box 1) bilden kein oder nicht ausreichend Insulin. Ohne Insulin verbleibt zu viel Glukose – oder einfach gesagt: zu viel Zucker – im Blut, was langfristig zu verschiedenen Komplikationen führt. Um eine Überzuckerung zu vermeiden, müssen sich Diabetiker:innen das Insulin spritzen oder mithilfe einer Insulinpumpe zuführen. Wird zu wenig Insulin verabreicht, bleibt der Blutzucker zu hoch. Wird zu viel Insulin verabreicht, entsteht eine gefährliche Unterzuckerung, die ebenfalls vermieden werden muss. Es braucht Wissen und Erfahrung, um die notwendige Menge Insulin abzuschätzen. Sie hängt u. a. auch von der Art der Nahrungsmittel, der körperlichen Aktivität und dem Stresslevel ab. Die Menge an Insulin, die gestern gut funktioniert hat, passt heute vielleicht überhaupt nicht. Deshalb müssen Typ-1-Diabetiker:innen ihren Blutzuckerspiegel regelmässig messen und gut im Auge behalten.

Diabetes Mellitus Typ 1

In der Schweiz sind rund 40 000 Menschen von Diabetes Mellitus Typ 1 betroffen. Es handelt sich um eine Autoimmun­erkrankung: Das Immunsystem zerstört die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, welche das für die Blutzuckerregulierung wichtige Hormon Insulin produzieren. Fehlt Insulin, steigt der Blutzucker an. Diabetes Typ 1 verursacht gut erkennbare Symptome wie grossen Durst, übermässiges Wasserlassen, ungewollten Gewichtsverlust und Müdigkeit, was hilft, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Diabetes Typ 2

Diabetes Typ 2 (siehe Box 2) macht die grosse Mehrheit der Betroffenen aus: Als «stille Volkskrankheit» betrifft sie ungefähr 90 % aller Menschen mit Diabetes. «Still» deshalb, weil die Erkrankung schleichend, ohne Schmerzen oder besondere Symptome beginnt, jedoch bereits zu Schäden an Nerven und Blutgefässen führen kann, was zu Herzkreislaufproblemen, Sehverlust oder Amputationen führen kann. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel und Fehlernährung. Diabetes Typ 2 ist weltweit auf dem Vormarsch. Die gute Nachricht ist: Mit ausreichend Bewegung, gesunder Ernährung und regelmässigen Arztbesuchen kann etwas dagegen unternommen werden.

Diabetes Mellitus Typ 2

Bei Menschen mit Typ 2 Diabetes – über 450 000 in der Schweiz – produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Insulin oder das noch vorhandene Insulin kann von der Körperzelle nicht wirksam verwendet werden, um Blutzucker in Energie umzuwandeln (Insulinresistenz). Typ 2 Diabetes bleibt oft lange unerkannt, bis sich Spätfolgen wie Nervenschäden, (Empfindungsstörungen, Sehstörungen), Nierenschäden, Durchblutungsstörungen insbesondere an Unterschenkeln und den Füssen (diabetischer Fuss) mit Geschwüren und nicht mehr heilenden Wunden zeigen.

Zucker messen ohne Stechen

Wer betroffen ist, braucht eine gute Therapie. Dazu gehört auch das Wissen, wie es um den Blutzucker steht. Doch die zahlreichen Piekse in die Fingerkuppen sind nicht nur unangenehm, sie können auch ziemlich ungelegen sein. Zum Beispiel unterwegs, bei der Arbeit oder beim Sport.

Für Menschen, die sich mehr Freiheit und Flexibilität wünschen, ist die rasche und diskrete Messung des Zuckerspiegels mittels Sensor eine interessante Option. Dazu wird ein Sensor am Oberarm angebracht und schon können die Glukosewerte auf dem verbundenen Smartphone oder Lesegerät abgelesen werden. Somit ist die Kontrolle der Zuckerwerte unauffällig und ohne umständliches Fingerstechen und mit demselben Sensor bis zu 14 Tagen möglich.

Der Verlauf des Glukosewerts während den vergangenen Stunden wird ebenfalls angezeigt sowie der Trend, wohin sich der Blutzucker in den nächsten Minuten tendenziell bewegt. Das hilft zu entscheiden, ob und wie gehandelt werden muss: Bei tiefen Glukosewerten zum Beispiel durch die Einnahme von Kohlenhydraten und bei hohen Werten durch die Anpassung der Insulindosis.

Lernen und optimieren

So wie ein Video reichhaltigere Informationen liefert als ein Foto, so liefert ein Sensor auch mehr Informationen als die Momentaufnahme der Blutzuckermessung mit einem Fingerstich. Mithilfe des Sensors kann das individuelle Zusammenspiel zwischen Nahrungsmitteln, körperlicher Aktivität und Insulin besser verstanden werden.

Jede Aktion kann mit einer digitalen Notiz dokumentiert und später in der Zuckerverlaufskurve nachvollzogen werden. Ungünstige Einflüsse können erkannt und entsprechend reduziert werden. Genauso wird ersichtlich, was optimal funktioniert und wiederholt werden sollte. Der Sensor bildet nicht nur Momentaufnahmen ab, sondern zeigt den gesamten Glukoseverlauf, was für mehr Sicherheit und Selbstvertrauen im Umgang mit Diabetes sorgt.

Auch das Diabetesteam profitiert von den gehaltvolleren Sensor-Glukosedaten im Vergleich zu den Einzeldaten im sogenannten «blutigen Büechli» (handschriftlich notierte Blutzuckerwerte, die mit Fingerstich ermittelt wurden). Die Daten des Sensors können auf einfache Weise mit dem behandelnden Diabetes­team geteilt und gemeinsam mit der Ärztin/dem Arzt die Diabetestherapie optimiert werden.

Positive Effekte – ein Leben lang

Menschen mit Diabetes haben nie Ferien von ihrer Krankheit: Einmal diagnostiziert ist Diabetes ein ständiger Begleiter im Alltag. Umso wichtiger ist es, im Umgang damit möglichst gute Lösungen zu finden, die das Leben mit Diabetes ein wenig leichter machen und positive Effekte auf den Langzeitverlauf der Krankheit haben.

Studien haben belegt, dass das Tragen eines Sensors den Diabetesverlauf vorteilhaft beeinflussen kann: Es treten weniger Unter- und Überzuckerung auf, es ist einfacher den Zuckerwert-Zielbereich einzuhalten, was zur Reduktion des Langzeitzuckerwerts HbA1c führt – alles Ziele, die ein gutes Diabetesmanagement verfolgt.
Für wen ist ein solcher Sensor geeignet?

Grundsätzlich ist ein Sensor für jeden Menschen mit Diabetes vorteilhaft. Ob diese Art des einfachen Zuckermessens im individuellen Fall passt, sollte man zuerst mit der Fachärztin oder dem Facharzt für Endokrinologie/Diabetologie besprechen. Allenfalls kann man dort auch einen Sensor zum Probetragen erhalten, um den Unterschied und die Vorteile selbst zu erleben.

Von den Krankenkassen gibt es eine Kostenbeteiligung, sofern die Bedingungen der Mittel- und Gegenständeliste (MiGeL) erfüllt sind. Auch dazu kann Ihre Diabetologin bzw. Ihr Diabetologe Auskunft geben. Sprechen Sie mit Ihrem Diabetesteam, damit sie gemeinsam die beste Lösung für Sie finden können.