Frühere Studien hatten bereits darauf hingewiesen, dass Mädchen, die ihre sexuelle Reife früher erreichen, anfälliger für Depressionen sein dürften und in Ländern mit niederen und mittleren Einkommen eher früh schwanger werden und Probleme mit der sexuellen Gesundheit haben. Ob das einen Einfluss auf die Ausbildung hat, war jedoch unklar. Weitere Faktoren wie Fettleibigkeit, sozioökonomischer Status und das Bildungsniveau der Eltern können ebenfalls eine Rolle spielen.
Für die aktuelle Studie wurden genetische Marker als Vertreter für das Alter der ersten Periode herangezogen. Mit dem statistischen Verfahren der Mendelschen Randomisierung versuchten die Forscher, den Einfluss externer Faktoren wie Ernährung und Lebensstil auszuschalten. Diese werden mit einer frühen Menarche und weniger Zeit im Bildungssystem in Verbindung gebracht.
Durch den Einsatz von genetischen Markern, die mit der ersten Periode in Verbindung stehen, konnten die Forscher die Auswirkungen des Alters der ersten Menstruation mit der im Bildungssystem verbrachten Zeit sichtbar machen.
Die Forscher analysierten die Daten von mehr als 180.000 europäischen Frauen. Bei 122 Punkten des Genoms wurde ein einzelner Unterschied in der DNA, ein einzelner Single-Nukleotid-Polymorphismus (SNP), mit dem Einsetzen der Periode bei Mädchen in Verbindung gebracht. Die Auswirkungen dieser Marker auf die im Schulsystem verbrachte Zeit wurde mit Hilfe einer weiteren Datengruppe von mehr als 118.000 Frauen über 30 Jahren geschätzt. Hier standen Informationen über die Dauer der Ausbildung zur Verfügung. Die Analyse ergab einen kleinen, aber statistisch signifikanten kausalen Zusammenhang zwischen den Markern für das Eintreten der ersten Periode und der Dauer der Ausbildung. Fand die erste Periode durchschnittlich ein Jahr später statt, wurden zusätzlich 53 Tage mehr in der Schule verbracht.
Eine mögliche Erklärung dafür könnte laut den Forschern sein, dass junge Frauen aufgrund der körperlichen Veränderungen erwachsener behandelt werden. Ihre emotionale Entwicklung braucht jedoch noch Zeit, um aufzuholen. Dadurch könnten Risikofaktoren zunehmen, die dazu führen, dass weniger Zeit im Schulsystem verbracht wird. Dazu gehören risikoreiches Verhalten oder die Unfähigkeit, sich psychologisch an die veränderte Behandlung durch die Umwelt anzupassen. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher jetzt herausfinden, warum die erste Periode genau derartige Auswirkungen hat. Die Forschungsergebnisse wurden in Behavior Genetics veröffentlicht.