MMR, Influenza, Covid-19 und Pertussis

Sicher impfen in der Schwangerschaft

Röteln-Infektionen sind in der Schweiz selten geworden. In den letzten zehn Jahren gab es zudem keinen einzigen Fall einer materno-fötalen Übertragung.

|
8. Aug. 2024
In der Schweiz wird eine Reihe von Impfungen für werdende Mütter empfohlen.
yta/stock.adobe.com

Röteln und Masern vor der Schwangerschaft impfen

Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) sollen alle Säuglinge gegen Röteln geimpft werden. Dabei sind zwei Dosen des kombinierten Impfstoffs Masern-Mumps-Röteln (MMR) im Abstand von mindestens vier Wochen empfohlen.

Das Vakzin ist wie alle Lebendimpfstoffe in der Schwangerschaft kontraindiziert. Damit ungeimpfte Frauen mit Kinderwunsch rechtzeitig vor einer Schwangerschaft eine Immunisierung erhalten, empfehlen das BAG und die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) den Frauenärzten, den Impfstatus bei jeder neuen Patientin mit dem Impfbüchlein zu überprüfen und wenn nötig zu impfen.

Eine Masern-Infektion in der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Komplikationen und schwere Krankheitsverläufe. «Frauen sollen daher in der Schwangerschaft keine Masern durchmachen müssen», sagte Prof. Tarr. Es besteht ein breiter Konsens, dass ungeimpfte Frauen mit Kinderwunsch noch vor einer Schwangerschaft geimpft werden sollen.

Ergebnis der MMR-Serologie schwierig zu interpretieren

Erhält eine Schwangere versehentlich eine MMR-Impfung, ist dies kein Grund für Panik. «Schädigungen beim Fötus sind nicht bekannt», so der Experte. Die Situation ist auch keine Indikation für einen Abort. Sicherheitshalber soll eine Frau nach einer MMR-Impfung jedoch mindestens 30 Tage nicht schwanger werden. «Zum Ausschluss einer Schwangerschaft braucht es keinen Test. Es genügt, wenn die Frau sagt, sie sei nicht schwanger», so der Referent.

Eine MMR-Serologie soll laut BAG aber nur bei Ungeimpften, bei unklarem Impfstatus und bei Immunsupprimierten durchgeführt werden. Der Grund: Die Interpretation des Ergebnisses ist schwierig und die Wahrscheinlichkeit für ein falsch-positives Resultat hoch.

Asylsuchende, die keine Impfungen dokumentieren können, gelten laut BAG als «ungeimpft». Sie erhalten in den Bundesasylzentren deshalb routinemässig auch eine Dosis der prioritären Impfungen.

Grippeimpfung wird für alle Schwangeren empfohlen

Die Grippeimpfung empfiehlt das BAG für alle Schwangeren. Sie kann während der ganzen Schwangerschaft verabreicht werden. Wie gut die Impfung eine Influenza bei werdenden Müttern und bei Säuglingen verhindert, ist laut Prof. Tarr unklar, da die Datenlage schwach ist.

Keine einheitlichen Empfehlungen bestehen mehr für die Covid-19-Impfung. Die SGGG rät nach wie vor, alle Schwangeren zu impfen. Das BAG hingegen gibt für werdende Mütter keine allgemeine Impfempfehlung mehr ab. Der Grund: Schwangere haben ein geringes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, da sie in der Regel jung und gesund sind. Auf ausdrücklichen Wunsch können sich Schwangere weiterhin gegen Covid-19 impfen lassen. Die Verfügbarkeit des Impfstoffes ist allerdings zurzeit stark limitiert.

Keuchhusten kann bei Säuglingen rasch einen schweren Verlauf nehmen. Laut BAG müssen von den jährlich 8.700 Pertussis-Patienten jeweils 30 hospitalisiert werden. In den letzten 15 Jahren gab es in der Schweiz zudem vier Pertussis-Todesfälle.

Um Komplikationen zu verhindern, gilt die Empfehlung, Babys bereits mit zwei Monaten das erste Mal gegen Keuchhusten zu impfen. «So sind die Säuglinge bereits gut geschützt, wenn der Nestschutz zwischen vier und fünf Monaten nachlässt», erläuterte Prof. Tarr.

Enge Kontaktpersonen gegen Pertussis impfen

Laut BAG-Empfehlung sollten auch alle engen Kontaktpersonen von Babys unter sechs Monaten die Impfung erhalten, wenn eine Immunisierung mehr als zehn Jahre zurückliegt. «Am wirksamsten jedoch ist es, die Schwangeren zu impfen», führte Prof. Tarr aus. Das BAG spricht sich deshalb dafür aus, die Frauen in jeder Schwangerschaft im zweiten Trimenon zu impfen.