Menstruationsabhängige Kopfschmerzen in der gynäkologischen Praxis

Bei zyklusbedingter Migräne präventiv aktiv werden

«Bei der zyklusbedingten Migräne handelt es sich ausschliesslich um eine Migräne ohne Aura», betont der Prof. von Wollf am FomF Gynäkologie Update Refresher.

20. Nov. 2024
Vor allem in der Adoleszenz und rund um das 40. Lebensjahr leiden Frauen unter zyklusbedingter Migräne.
fesenko/stock.adobe.com

Sie beginnt wie die Endometrioseschmerzen etwa zwei Tage vor der Periode. Während Endometrioseschmerzen aber durch das sinkende Progesteron ausgelöst werden, ist für eine Migräne mit zeitlichem Bezug zur Menstruation das Absinken des Estradiols der Grund.

Hormonschwankungen und Migräne

Frauen mit zyklusbedingter Migräne erleben oft größere Hormonschwankungen im Estradiol (einem wichtigen Östrogen). Besonders in der Jugend und im Alter um die 40 schwanken diese Hormone stark. In der Schwangerschaft und Stillzeit dagegen sind die Hormone stabiler, weshalb Migräne in dieser Zeit seltener auftritt. Nach der Geburt kann jedoch, durch den schnellen Abfall des Östrogenspiegels, bei manchen Frauen eine starke Migräne auftreten.

In der Zeit nach der Menopause, wenn keine Hormonschwankungen mehr stattfinden, verschwindet bei manchen Frauen die Migräne. Bei sehr niedrigem Östrogen können die Migräneanfälle jedoch auch zunehmen.

Bei Depression ist die Migräne stärker ausgeprägt

Migräne wird auch von anderen biologischen Mechanismen beeinflusst. Bei manchen Betroffenen gibt es mehr von bestimmten Schmerzbotenstoffen, wie Prostaglandinen und CGRP (ein Molekül, das an der Schmerzübertragung beteiligt ist). Ein Serotoninmangel, wie er oft bei Depressionen auftritt, kann die Migräne ebenfalls verstärken. Depressive Frauen haben oft stärkere und länger anhaltende Migräneanfälle, die schwerer zu behandeln sind.

Behandlungsmöglichkeiten bei menstruationsabhängiger Migräne

Die Behandlung von zyklusbedingter Migräne hängt vom Alter und von der Häufigkeit der Migräneanfälle ab. Wenn Migräne nur ab und zu auftritt, können Schmerzmittel wie NSAR (zum Beispiel Ibuprofen) oder Triptane, die vom Neurologen verschrieben werden, kurzfristig helfen. Da Triptane jedoch nicht bei allen Frauen gut wirken, wird oft zusätzlich eine Hormonbehandlung eingesetzt.

Bei häufigen und vorhersehbaren Migräneanfällen empfiehlt sich eine vorbeugende Behandlung über einen kurzen Zeitraum. Dazu kann ein langwirkendes Schmerzmittel (z. B. Naproxen), ein Triptan oder eine kleine Menge Estradiol, das für eine Woche während der kritischen Tage eingenommen wird, die Migräneanfälle reduzieren. Prof. von Wolff empfiehlt hier ein Hormonpflaster mit Estradiol (50 µg), das zwei bis drei Tage vor Beginn der Periode aufgetragen wird.

Langfristige Prophylaxe der zyklusbedingten Migräne

Wenn die Migräneanfälle bei Frauen regelmäßig, aber unvorhersehbar und sehr stark auftreten, kann eine langfristige Vorbeugung hilfreich sein. Hierbei gibt es verschiedene Ansätze:

  • Natürliche Mittel: Einige nicht-medikamentöse Optionen wie Mönchspfeffer, Magnesium und Vitamin E können helfen, den Körper zu unterstützen.
  • Medikamente ohne Hormone: Vom Neurologen verordnete Medikamente wie Betablocker, spezielle Migräne-Antikörper (CGRP-Antikörper), Kalziumkanalblocker, Antidepressiva, entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) oder Botulinumtoxin werden eingesetzt, um Migräneanfälle zu verhindern oder abzuschwächen.
  • Hormontherapie: Frauenärzte können bei starken Hormonschwankungen eine Hormonsubstitution (Hormonzugabe) empfehlen. Dadurch werden die Schwankungen im Zyklus ausgeglichen und der Eisprung unterdrückt, was die Migräne reduzieren kann. Hierfür werden hauptsächlich Gestagen-Pillen mit bestimmten Wirkstoffen oder spezielle Anti-Babypillen mit niedrigem Thromboserisiko eingesetzt.

Weitere Optionen sind Hormonpflaster, die kontinuierlich Hormone abgeben, oder GnRH-Agonisten (Spritzen oder Nasensprays), die zusammen mit einer geringen Menge an zusätzlichem Östrogen oder Gestagen verabreicht werden, um Nebenwirkungen abzufedern.

Für Frauen über 35 Jahre, die zusätzlich zur Migräne weitere Risikofaktoren wie erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, sind kombinierte Anti-Babypillen allerdings ungeeignet. Auch bei Frauen nach der Menopause, die neben Migräne andere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren aufweisen, ist Vorsicht geboten. Bei besonders schweren Migräneformen empfiehlt der Experte eine Behandlung, die verschiedene Fachrichtungen einbezieht.