«Die Skabies-Milbe ist ein uralter Parasit, der ausschliesslich Menschen befällt», erklärt PD Dr. Theiler Pang im Zuge seines Vortrages am FomF (1). Seit Jahrtausenden lebt sie mit uns und war nie vollständig verschwunden. In den letzten Jahren hat sich die Milbe jedoch wieder verstärkt ausgebreitet.
Der kantonsärztliche Dienst und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) arbeiten derzeit intensiv daran, bessere Strategien zur Eindämmung der Infektion in der Schweiz zu entwickeln.
Die Übertragung der Skabies erfolgt fast ausschliesslich durch engen Hautkontakt. Ein kurzer Händedruck oder eine Umarmung reichen dabei nicht aus. Stattdessen ist intensiver und anhaltender Hautkontakt von mindestens fünf bis zehn Minuten nötig. «Diese Information ist besonders wichtig in der Kommunikation mit betroffenen Familien oder Betreuungseinrichtungen», betont PD Dr. Theiler Pang.
Symptome treten oft erst zwei bis sechs Wochen nach der Ansteckung auf, da der Körper erst dann auf die Milbenantigene reagiert. «Das bedeutet, es gibt auch asymptomatische Träger, die behandelt werden müssen, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.»
Die winzigen Milben sind mit blossem Auge kaum erkennbar und erscheinen lediglich als weisse Punkte. Beine oder andere Details sind unsichtbar, was die Diagnose erschwert.
Typisch sind juckende Hautausschläge, sowie Papeln oder Knoten, die leicht mit atopischen Ekzemen verwechselt werden können. Bei Kindern und Säuglingen zeigen sich die Hautausschläge dabei aber – eher untypisch für das ektopische Ekzem – oft an den Handflächen, Fusssohlen oder in den Achselfalten.
Jugendlichen und Erwachsene zeigen hingegen schwerer erkennbare Symptome. Die Ausschläge treten dabei häufig in den Fingerzwischenräumen, im Genitalbereich oder am Bauchnabel auf.
Ein charakteristisches Zeichen der Skabies sind kleine, lineare Gänge unter der Haut, die durch die Bewegungen der Milben entstehen. «Diese Gänge sind zwar oft schwer zu erkennen, können aber ein deutlicher Hinweis auf eine Infektion sein.»
Zur Behandlung der Skabies stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. In der Schweiz sind insbesondere Permethrin (5% Creme) und Ivermectin als orale Therapie gebräuchlich. Meist wird eine Kombinationstherapie angewendet, da die alleinige topische Behandlung häufig nicht ausreicht.
Die Therapie wird zweimalig – im Abstand von sieben bis zehn Tagen – verabreicht. Falls danach noch Milben nachweisbar sind, wird eine Zweitlinien-Therapie empfohlen, meist mit einer erneuten Anwendung von Ivermectin in Kombination mit einem anderen topischen Wirkstoff (z.B. Benzylbenzoat, bzw. Crotamiton bei Säuglingen).
Ein besonderes Augenmerkt liegt laut PD Dr. Theiler Pang auf der Behandlung von Säuglingen. Diese sind in erkrankten Familien oft besonders schwer betroffen und haben viel Körperkontakt. «Obwohl Ivermectin für Kinder unter 15 Kilogramm nicht zugelassen ist, gibt es umfangreiche Daten, die den Einsatz ab einem Körpergewicht von fünf Kilogramm unterstützen», erklärt der Experte. Daher wird das Medikament auch standardmässig bei Säuglingen eingesetzt.
Nach erfolgreicher Behandlung können die Symptome noch einige Wochen anhalten. Den Therapieerfolg sollte man daher erst zwei bis drei Wochen nach Abschluss einer Therapie kontrollieren.
Für hartnäckige Fällen gibt es spezielle Sprechstunden, die in Zusammenarbeit mit dem kantonsärztlichen Dienst eingerichtet wurden. Sie sollen eine umfassende Beratung und Behandlung sicherstellen.
Ein zentraler Aspekt bei der Bekämpfung von Skabies ist die Behandlung von Kontaktpersonen. Alle Personen, die in den letzten sechs Wochen engen Hautkontakt mit einer infizierten Person hatten, sollten ebenfalls behandelt werden, auch wenn sie keine Symptome zeigen. Dies betrifft hauptsächlich Familienmitglieder, Betreuungspersonen und enge Verwandte.
Neben der medikamentösen Behandlung ist es ausserdem wichtig, die Umgebung des Patienten gründlich zu säubern. Kürzlich verwendete Bettwäsche, Kleidung und Handtücher sollten etwa bei 60 °C gewaschen und desinfiziert werden, um eine Reinfektion zu vermeiden
In Kürze werden Schweizer Richtlinien veröffentlicht, die die Therapie und den Umgang mit Skabies vereinheitlichen und die Behandlung weiter verbessern sollen.
Für die Information von Patienten empfiehlt er ein Merkblatt des kantonsärztlichen Dienstes, das hier in verschiedenen Sprachen heruntergeladen werden. Es bietet wertvolle Hilfestellungen für die Behandlung und den Umgang mit der Umgebung des Betroffenen.