Bettwanzen sind weltweit verbreitete, blutsaugende Insekten, die sich in Innenräumen wohlfühlen. Sie übertragen zwar keine Krankheiten, können aber heftige Hautreaktionen auslösen, schreiben Dr. Sebastian Wendt vom Universitätsklinikum Halle und Prof. Dr. Christoph Lübbert vom Universitätsklinikum Leipzig (1).
Die flügellosen, abgeplatteten Insekten der Gattung Cimex sind vier bis neun mm gross und ähneln Apfelkernen. Sie durchlaufen fünf Larvenstadien und benötigen alle drei bis fünf Tage frisches Blut. Beim Stechen injizieren sie antikoagulierende, anästhesierende und hämolysierende Substanzen. Die Hautreaktionen variieren stark, können aber heftig ausfallen: Juckreiz, Quaddeln und Hämorrhagien sind beschrieben.
Die Stiche sind oft linear oder kurvenförmig angeordnet («Wanzenstrassen»), können aber auch einzeln auftreten, wenn das Insekt sofort ein Blutgefäss trifft. Unbedeckte Hautareale sind bevorzugt betroffen. Sehr selten kommt es zu fieberhaften Reaktionen, blasigen Hauterscheinungen oder Lymphadenitiden.
Kratzt man die Stiche auf, können bakterielle Infektionen entstehen. Andere stechende Insekten kommen als Verursacher infrage, besonders im Sommer. Bettwanzenstiche von allergischen Reaktionen, Windpocken oder Prurigo simplex subacuta zu unterscheiden, kann schwierig sein.
Kühlen lindert den Juckreiz. Bei starken Entzündungen empfehlen die Autoren topische Kortikosteroide, lokale Antihistaminika, Lokalanästhetika oder Zink-Schüttelmixturen. Bei starkem Juckreiz sind orale Antihistaminika eine Option. Unkomplizierte Stiche heilen in ein bis zwei Wochen ab.
Die Ektoparasiten verbreiten sich überwiegend passiv als «blinde Passagiere» über Koffer, Wäsche, gebrauchte Möbel oder Matratzen. Vor allem Reisegepäck stellt ein relevantes Bettwanzen-Vehikel dar. Sie lauern an Orten mit hoher Personenfluktuation – darunter Hotels, Schiffe, Wohnheime und Kliniken. Aus Metropolregionen kommen immer wieder Berichte über grössere Ausbrüche. Da es aber keine Meldepflicht gibt, existieren kaum zuverlässige epidemiologische Daten.
Für einen nachhaltigen Therapieerfolg ist es unumgänglich das Wohnumfeld zu sanieren, betonen die Kollegen. Ob die Tiere eingezogen sind, erkennt man aufgrund der versteckten und nachtaktiven Lebensweise der «Tapetenflundern» meist nur indirekt – etwa an punktförmigen braun-schwarzen Kotspuren auf Bettlaken, Matratzen oder Tapeten sowie an herumliegenden Häutungshüllen der Larven. In Kombination mit aneinander gereihten Stichen und damit zusammenhängenden Hautreaktionen können diese Hinweise auf einen Bettwanzenbefall (Cimikose) hindeuten. Verwanzte Räume riechen oft unangenehm süsslich. Dieser Geruch kann sich nach dem Abklopfen von Matratzen oder Polstermöbeln verstärken, da er aus Abwehrsekreten der Stinkdrüsen der Tiere stammt.
Bettwanzenbefall muss durch professionelle Hände bekämpft werden. Zur Schädlingsbekämpfung kommen Kontaktinsektizide wie Pyrethroide, Carbamate und Pyrrole zum Einsatz, teilweise zusammen mit einer Wärmeentwesung > 55 °C. Manchmal sind wiederholte Entwesungsmassnahmen erforderlich, um die blutgierigen Störenfriede endgültig loszuwerden.
Auf Reisen
Nach der Rückkehr