Die besten Tipps

Was tun bei Durchfall und Verstopfung?

Der Darm ist rund 7 Meter lang, hat eine erstaunliche Oberfläche von 400–500 m2 und geht trotzdem die meiste Zeit relativ unbemerkt seiner Arbeit nach. Doch manchmal wird die Ruhe brutal gestört: durch Bakterien oder Viren, aber auch Medikamente, Hormonstörungen oder bestimmte Nahrungsmittel.

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14. Feb. 2023
Eine Rolle Klopapier mit einem aufgemalten traurigen Gesicht steht auf einem Klodeckel
Natallia Ramanouskaya/gettyimages

Hilfe, Durchfall! – «Das ist sicher eine Magen-Darm-Grippe» ist hier oft der erste Gedanke. Medizinisch «Gastroenteritis» genannt, wird sie durch Erreger wie Viren oder Bakterien (Rotaviren, Noroviren, Salmonellen) ausgelöst, es handelt sich also um eine infektiöse Erkrankung. Die Keime gelangen über infiziertes Essen, verunreinigte Gegenstände oder Tröpfcheninfektion in den Körper.

Dieser versucht natürlich umgehend, die ungebetenen Eindringlinge wieder loszuwerden, entweder durch Erbrechen oder durch Durchfall. Die Erreger tun ihr übriges: Der Darm scheidet vermehrt Wasser aus, die Nahrung kann nicht mehr richtig verdaut werden, sie zieht nun ebenfalls vermehrt Wasser aus den Darmzellen und verstärkt damit den Durchfall.

Durchfall unter Palmen

Der Reisedurchfall (nomen est omen) ruiniert einem häufig gleich zu Beginn den geplanten Traumurlaub in tropischen oder subtropischen Ländern. Er ist ebenso wie die Magen-Darm-Grippe eine infektiöse Erkrankung.

Die mit Abstand häufigsten Erreger sind hier aber bestimmte Stämme des E. coli Bakteriums, die unter der Abkürzung «ETEC» bekannt sind (enterotoxin-bildende E. coli.) Diese schütten im Darm bestimmte Gifte aus, eben die «Enterotoxine», die an der Darmwand zu einer erhöhten Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten und damit zu wässrigen Durchfällen führen.

Weitere mögliche Durchfall-Auslöser auf Reisen sind Viren oder Parasiten. Doch nicht immer steckt hinter einem Durchfall ein Erreger, auch andere Faktoren können den Darm sträflich beleidigen:

n Antibiotika beeinträchtigen die natürliche bakterielle Besiedelung
n Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie (z. B. Laktose-Intoleranz)
n Magenoperationen, Erkrankungen von Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase
n Und wie jeder weiss, der einer Prüfung, dem Chef oder der Schwiegermutter gegenüberstehen musste: Auch bei Stress kann sich Durchfall unangenehm bemerkbar machen.

In den meisten Fällen harmlos

Ein Durchfall, der nur wenige Tage anhält, ist für ansonsten gesunde Erwachsene in den meisten Fällen harmlos; der Körper kann diesen Flüssigkeits- und Salzverlust normalerweise gut kompensieren. Üblicherweise hilft man sich mit Tees oder Wasser, knabbert Salzstangen, behält das Klo in Griffweite und hofft, dass es bald vorbei ist.

Zu den Medikamenten: Sogenannte «Motilitätshemmer» aus der Apotheke sorgen dafür, dass der Darm einige Stunden lang «ruhiggestellt» wird und man beispielsweise eine gebuchte Flugreise ohne unangenehme Zwischenfälle übersteht, sie sollten aber nicht über längere Zeit eingesetzt werden.

Für eine längere Anwendung problemlos geeignet sind Durchfallmittel mit sogenannten Probiotika, lebende Helferlein, die die Darmflora im Kampf gegen die Eindringlinge unterstützen. Sie enthalten zum Beispiel milchsäureproduzierende Bakterien oder medizinische Hefe, evtl. kombiniert mit Aktivkohle zur Resorption von Schadstoffen.

Und Antibiotika? Die werden nur sehr selten und wenn, dann nur nach ärztlicher Rücksprache verordnet: Sie können die Darmflora schädigen und müssen genau auf den bakteriellen Erreger abgestimmt werden.

Hier ist ein Arzt gefragt

Bei blutig-schleimigem Stuhl, bei hohem Fieber, wenn die Erkrankungsdauer mehr als vier Tage beträgt oder wenn der Durchfall nach der Rückkehr aus den Tropen auftritt, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Auch bei älteren Leuten, Menschen mit Grunderkrankungen oder Kleinkindern ist Vorsicht gefragt: Speziell Kinder können den Flüssigkeits- und Salzverlust viel schlechter kompensieren als Erwachsene, die Gefahr einer Austrocknung ist hier stark erhöht.

Verstopfung: nicht immer ist die Ernährung schuld

Das Gegenteil des hyperaktiven Durchfall-Darms ist der träge, verstopfte Darm. Hier hören Betroffene häufig, man solle doch bitte mehr Ballaststoffe zu sich nehmen, viel trinken und sich mehr bewegen. Doch so einfach ist es häufig nicht: Mangel an Ballaststoffen und Bewegung führen nicht automatisch zu Verstopfung, und umgekehrt ist auch bei reichlichem Verzehr von Ballaststoffen und viel Bewegung eine Darmträgheit grundsätzlich möglich.

Was könnte also noch hinter einer «Obstipation» stecken, wie die Mediziner sagen? Da wären zunächst Medikamente wie Eisenpräparate, Schmerzmittel oder Abführmittel zu nennen; Hormone können die Darmtätigkeit beeinträchtigen, was die häufige Verstopfung in der Schwangerschaft, bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen erklärt; und schliesslich spielt auch die Nervenversorgung des Darms eine wesentliche Rolle: Patienten mit Parkinson-Krankheit oder Multipler Sklerose sind häufig von chronischer Verstopfung betroffen.

Hausmittel oder ab zum Arzt?

Eine gelegentliche Verstopfung ist sicher kein Grund zur Panik, es gibt einige Hausmittel, die nachweislich einen Nutzen bringen. Aber Achtung: Ein bisschen Geduld ist dafür vonnöten, denn die Wirkung setzt erst nach einigen Tagen ein.

  • Ein Glas warmes Wasser am Morgen, auf nüchternen Magen getrunken, löst häufig den Stuhlgangreflex aus.
  • Wenn Sie normalerweise keinen Kaffee trinken, kann dieses Heissgetränk ebenfalls den Reflex anregen.
  • Wer ein wenig Zeit in der Früh hat: Probieren Sie es mit einer etwa 10-minütigen Bauchmassage: im Uhrzeigersinn, vom rechten Unterbauch bogenförmig bis zum linken Unterbauch (dem Verlauf des Dickdarms folgend).
  • Altbekannt, aber immer noch gut: Pflaumen, Feigen, Sauerkraut (Gemüse oder Saft)
  • Ballaststoffe (Leinsamen, Kleie) sind ebenfalls ein gut bekanntes Hilfsmittel. Aber aufpassen: Diese Füllmittel benötigen ausreichend Wasser, um aufzuquellen und den Speisebrei weicher zu machen, sonst verstärkt man die Verstopfung!

Wenn die Hausmittel keine Besserung bringen, helfen Abführmittel, die Verstopfung zu lösen. Die fachliche Beratung in der Apotheke ist hier wirklich wichtig: Bei zu hoher Dosis oder zu langer Einnahme sind ernste Nebenwirkungen möglich (Verlust von Flüssigkeit oder Salzen).

Warnzeichen

Und auch wenn Verstopfung grundsätzlich harmlos klingt, gibt es zwei Situationen, bei denen man unverzüglich einen Arzt aufsuchen sollte: Wenn die Verstopfung sehr akut auftritt, von einem Tag auf den anderen, und bei Blut im Stuhl.