Patienten mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn werden neben körperlichen Beschwerden stark von Sorgen, Zweifeln und Lebensängsten geplagt. Behandelnde Ärzte sollten deshalb emotionale und psychische Aspekte bei diesen Personen nicht ausser Acht lassen.
Schmerzen, rektale Blutungen und Durchfälle: Für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ist es zwar wichtig, die körperlichen Beschwerden in den Griff zu bekommen. Einen wesentlichen Anteil an ihrer Krankheitsbelastung haben allerdings emotionale und psychische Aspekte, berichten dänische Experten in einer neuen Forschungsarbeit (1).
Ärzte haben bei der Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen vorrangig den Verdauungstrakt im Blick. Für sie steht die Linderung von Darm-Symptomen und die endoskopisch verifizierbare Mukosaheilung im Vordergrund, also die Dämpfung der intestinalen Krankheitsaktivität. Dieser Ansatz wird den komplexen Krankheitsbildern jedoch nicht gerecht, da die Betroffenen selbst unter Umständen ganz andere Therapieziele definieren. Welche dies genau sind, untersuchten die dänischen Forscher.
Zunächst fragten sie 102 Morbus Crohn- und 62 Colitis ulcerosa-Erkrankte unter Biologika-Behandlung, welche Beschwerden ihr tägliches Leben am stärksten beeinträchtigen. Unabhängig von der Krankheitsaktivität wurden am häufigsten Fatigue, häufiger Stuhldrang sowie krankheitsbedingte Sorgen genannt. Anschliessend erarbeiteten jeweils 13 Morbus Crohn- und 13 Colitis ulcerosa-Patienten die sich daraus ergebenden Hauptthemen im Hinblick auf die Alltagsbelastungen.
Für die Morbus-Crohn-Patienten hatten dabei folgende Aspekte die grösste Bedeutung:
eine positive Einstellung gegenüber der Erkrankung und dem Leben,
das Akzeptieren der Erkrankung sowie
das Teilen von Erfahrungen mit anderen Betroffenen.
Bei den Colitis-ulcerosa-Kranken kristallisierten sich folgende drei Kernkonzepte heraus:
das Übernehmen von Verantwortung für und Kontrolle über ihr Leben
die Einstellung gegenüber der Medikation sowie
das Bestreiten des Alltags- und Familienlebens.
Mediziner müssen ihren Fokus neu justieren, meinen die Forscher, nämlich auf das, was Patienten wirklich wichtig ist. Sie hoffen, mit ihren Ergebnissen einen Beitrag zu einer besseren Arzt-Patienten-Kommunikation leisten zu können.