Supplemente und Heilpflanzen für die Psyche

Mit Johanniskraut, Zink und Omega-3-Fettsäuren gegen die Depression

Bei einer Depression wünschen viele Patienten eine Therapie mit natürlichen Wirkstoffen. Das kann durchaus sinnvoll sein, denn für einige Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmittel ist die Wirksamkeit belegt.

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1. Dez. 2022
St. John's wort flowers macerating in olive oil in a glass jar
Madeleine_Steinbach/gettyimages

Eine aktuelle Leitlinie gibt Empfehlungen zur Therapie seelischer Krankheiten mittels Naturstoffen. 31 Spezialisten aus 15 Ländern haben sich an der Erstellung beteiligt, Grundlage ist eine umfangreiche Analyse der aktuellen Datenlage. Grundsätzlich unterscheiden die Autoren zwei Gruppen von Arzneimitteln: Die nahrungsbasierten ­Nutrazeutika und die aus Arzneipflanzen hergestellten ­Phytozeutika.

Nutrazeutika

Aus der Gruppe der Nutrazeutika werden Omega-3-Fettsäuren ausdrücklich für die unterstützende Behandlung bei Depressionen empfohlen, nicht jedoch für die Monotherapie. Die Tagesdosis sollte ein bis zwei Gramm Eicosapentaensäure entsprechen. Besonders wirksam dürften die Präparate bei Patienten mit entsprechender Mangelernährung sein, ebenso bei erhöhten Entzündungswerten und Adipositas. Vorsicht ist unter antikoagulierender Therapie geboten.

Zum Einsatz von Omega-3-Fettsäuren bei Depressionen im Rahmen einer bipolaren Störung sind die Daten widersprüchlich. Gegen Manie und Hypomanie haben die Fettsäuren keinen Effekt, heisst es in der gemeinsamen Leitlinie der ­World ­Federation of ­Societies of ­Biological ­Psychiatry (­WFSBP) und des ­Canadian ­Network for ­Mood and ­Anxiety ­Treatments (­CANMAT).

Vitamin D eignet sich ebenfalls zur Behandlung von Depressionen, sowohl als begleitende Massnahme als auch allein. Allerdings ist der Evidenzgrad für eine Empfehlung eher niedrig, so die Experten. Gute Ergebnisse darf man vor allem in den Wintermonaten erwarten. Ausreichend mit Vitamin D versorgte Personen profitieren wohl nicht von der ­Supplementation.

Zink kann helfen, verursacht aber Übelkeit

Probiotika zeigen bei depressiven Störungen als Zusatz zur Standardbehandlung recht gut belegte Effekte, für die Monotherapie sieht die Datenlage hingegen eher dürftig aus. Am besten untersucht sind die Präparate mit ­Lactobacillen und ­Bifidobacterien, schreibt das Autorenteam um Professor Dr. ­Jerome ­Sarris von der ­Western ­Sydney ­University im australischen ­Westmead.

Zink in einer Tagesdosis von etwa 25 mg scheint zur ergänzenden Behandlung einer Major Depression geeignet. Die dieser Erkenntnis zugrunde liegende Metaanalyse basiert jedoch auf nur drei Arbeiten mit zusammen lediglich 124 Patienten. Besonders gut dürfte das Spurenelement Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder bei entsprechender Mangelernährung helfen. An unerwünschten Effekten ist – insbesondere nach der Einnahme auf leeren Magen – mit Nausea zu rechnen.

Folsäure erzielte in einer grossen randomisierten Studie keine positiven Resultate. Aber für den aktiven Metaboliten ­Methylfolat in der Dosierung von 15 mg/d als Begleitmedikation belegte eine Metaanalyse antidepressive Effekte.

Phytozeutika

Für Extrakte aus Johanniskraut (­Hypericum ­perforatum) sprechen die Leitlinienautoren eine klare Empfehlung zur Monotherapie bei leichter bis mittelschwerer Depression aus. Basis dieser Einschätzung ist eine Meta­analyse von 35 Studien mit zusammen fast 7000 Teilnehmern. Die Extrakte erzielen demnach eine vergleichbare Wirkung wie synthetische Anti­depressiva, berichten die Autoren, eine Studie zeigte sogar die Überlegenheit gegenüber ­Paroxetin. Beachten muss man, dass die Wirkung von der Qualität des jeweiligen Präparats abhängt.

Unter Therapie mit Hypericum kommt es des Öfteren zu Interaktionen mit häufig genutzten Medikamenten wie oralen Kontrazeptiva. Vorsicht bei bipolarer Störung: Es droht die Induktion einer Manie, darüber hinaus kann es zu einer erhöhten Fotosensibilität kommen.

Auch Safran wird allein oder in Kombination empfohlen

Von einer Kombination mit SSRI oder SNRI raten die Leitlinienautoren wegen des Risikos eines Serotoninsyndroms ausdrücklich ab. Des Weiteren können hyperforinreiche Extrakte durch die Induktion von Cytochrom P450 die Serumspiegel vieler Medikamente senken. Insgesamt stufen die Experten die Sicherheit von Johanniskraut aber als akzeptabel ein.

Auch der hierzulande eher als Gewürz bekannte ­Safran (­Crocus ­sativus) wird zur Monotherapie oder zusätzlich zur Standardbehandlung bei leichter bis mittelschwerer Depression empfohlen, mit allerdings geringerer Evidenz als der für die Johanniskraut-Extrakte. Diese Bewertung stützt sich auf die Analyse etlicher kleinerer Arbeiten, der Abschluss einer umfangreicheren randomisierten kontrollierten Studie steht noch aus. Die Wirkung des Safrans hängt, wie in der Pflanzentherapie üblich, von der Qualität der Extrakte ab.

Eine weitere therapeutisch genutzte Arznei- und Gewürzpflanze ist ­Kurkuma (­Curcuma ­longa). Patienten mit leichter bis mittelschwerer Depression können von Curcumin-Extrakten in der Dosierung von 500–1000 mg/d profitieren, wie aus einer Metaanalyse einiger kleinerer Untersuchungen hervorgeht. Auch dazu liegen die Ergebnisse einer laufenden randomisierten und kontrollierten Studie noch nicht vor. Voraussetzung für die Wirksamkeit von ­C.-­longa-Präparaten ist eine Galenik mit ausreichender Bioverfügbarkeit, etwa in Form von ­Liposomen.

Für den depressionslindernden Effekt des Lavendels (­Lavandula ­angustifolia) sprechen die Ergebnisse dreier kleinerer Studien. Geeignete Präparate können die Patienten demnach aus ihren Stimmungstiefs holen, sowohl als Monotherapie als auch ergänzend zu anderen Massnahmen. Verwendet werden die Blüten (0,5–1,5 g zweimal täglich) und das Öl (80–160 mg/d als Gel) der Heilpflanze. Standardisierte Zubereitungen sind wirksamer als Tees unbestimmter Qualität.

Referenz