Laut Stephen Aichele sind bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters vor allem zwei Faktoren entscheidend - nämlich eine schlechtere Einschätzung der eigenen Gesundheit und eine altersbedingte Verlangsamung der Verarbeitungsgeschwindigkeit. Die in "Psychological Science" veröffentlichten Forschungsergebnisse sollen helfen, die Genauigkeit von Diagnosen und rechtzeitige Interventionen zu verbessern.
Das Team untersuchte den relativen Einfluss von kognitiven, demografischen, Gesundheits- und Lebensstilvariablen auf die Vorhersage des Sterblichkeitsrisikos. Frühere Studien hatten einige Hinweise geliefert, umfassende Längsschnittuntersuchungen waren jedoch selten und nur in großen Abständen durchgeführt worden. Aichele nach wurden Faktoren wie Krankheiten, sozioökonomische Benachteiligung, geistiger Abbau und soziale Unterstützung eher getrennt voneinander als gemeinsam untersucht. Welche Faktoren die größte Rolle spielen, war offen.
Die Experten analysierten die Daten der Manchester Longitudinal Study of Cognition. Über einen Zeitraum von 29 Jahren wurden Daten von 6.203 Erwachsenen gesammelt, die zu Beginn der Studie zwischen 41 und 96 Jahre alt waren. Aus 15 verschiedenen Aufgaben wurde die kognitive Leistung der Teilnehmer in fünf Fähigkeitsbereichen untersucht: kristalline und flüssige Intelligenz, verbales und visuelles Gedächtnis sowie Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Die Aufgaben wurden bis zu vier Mal in einem Zeitraum von zwölf Jahren gestellt. So ließen sich Grundleistung und Veränderungen feststellen. Für die Beurteilung der Gesundheit wurde der Cornell Medical Index eingesetzt, ein Maßstab, der Checklisten von 195 Symptomen körperlicher und psychischer Erkrankungen beeinhaltet. Ergänzend wurde die subjektive Einschätzung zu verschiedenen Bereichen wie der Gesundheit, der Anzahl der verschriebenen Medikamente, Schlafmustern, Hobbys, Freizeitaktivitäten und sozialer Interaktionen untersucht.
Mit zwei Arten von statistischer Analyse konnten die Wissenschaftler insgesamt 65 Variablen zur Vorhersage des Sterblichkeitsrisikos der Teilnehmer ermitteln. Es zeigte sich, dass der subjektive Gesundheitszustand und die Verarbeitungsgeschwindigkeit die stärksten Faktoren waren. Frauen verfügten ebenfalls über ein geringeres Sterberisiko. Jahrelanges Rauchen führte zu einem erhöhten Risiko eines frühen Todes. Der Einfluss der beiden psychologischen Faktoren im Verhältnis zu den bekannten medizinischen Risikofaktoren, wie etwa kardiovaskulären Symptomen, war für die Wissenschaftler überraschend.