Frau Dr. Frey Tirri, eine der häufigsten Erkrankungen im Genitalbereich der Frau ist der Scheidenpilz. Was ist das genau und wie macht er sich bemerkbar?
Dr. med. Brigitte Frey Tirri: Der Scheidenpilz ist meist ein Hefepilz. Oft handelt es sich dabei um den Candida albicans. Dieser Pilz findet sich auch in der Scheide jeder fünften Frau ohne Symptome. Warum es bei bestimmten Frauen zu einer Pilzinfektion mit Symptomen kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Einen Einfluss können höhere Östrogenkonzentrationen oder die Einnahme von Antibiotika haben. Der in der Scheide bisher asymptomatische Pilz verändert sich und verursacht Juckreiz und Ausfluss.
Wie kann eine Scheidenpilz-Infektion therapiert werden?
Eine Scheidenpilzinfektion kann mittels lokaler Behandlung mit Creme oder mit Scheidenzäpfchen behandelt werden. Ebenso können Tabletten eingenommen werden. Innerhalb von drei bis sechs Tagen sollten die Symptome verschwinden. Hält der Juckreiz länger an oder ist er nicht mit Ausfluss vergesellschaftet, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Denn auch trockene Haut, gewisse Hautkrankheiten oder Allergene können Juckreiz hervorrufen. Schwieriger zu behandeln sind häufig wiederkehrende Pilzinfektionen. Hier ist eine länger dauernde Behandlung nötig, die ärztlich begleitet werden sollte.
Was ist eine Infektion mit Chlamydien? Warum gilt sie als besonders heimtückisch?
Eine Chlamydien-Infektion ist eine bakterielle Infektion, welche beim Geschlechtsverkehr übertragen wird und bei Nichtbehandlung zu Unfruchtbarkeit führen kann. Chlamydien betreffen vor allem junge Frauen und werden wegen des Risikos der aufsteigenden Infektion und der möglichen schweren Komplikationen, wie Eileiterschwangerschaft und Unfruchtbarkeit, gefürchtet. Diese aufsteigenden schweren Komplikationen treten glücklicherweise deutlich seltener auf als früher angenommen.
Wie sieht die akute Therapie aus?
Bei wenigen Symptomen oder asymptomatischen Frauen wird ein Antibiotikum verschrieben. Die Patientin wird ambulant betreut. Unbedingt soll eine Partnertherapie erfolgen, am besten alle Partner der letzten sechs Monate. Eine Nachkontrolle ist nicht zwingend nötig, wenn doch erwünscht, sollte sie frühestens nach vier Wochen erfolgen. Besser sind regelmässige Kontrollen zur Überprüfung, ob es zu einer Neuinfektion gekommen ist, insbesondere bei jungen Menschen.
Bei schwerer aufsteigender Infektion ist eine stationäre Behandlung mit kombinierter Antibiotikatherapie nötig. Tritt eine Chlamydien-Infektion auf, sollte mit der Patientin auch die Möglichkeit weiterer sexuell übertragbarer Infektionen, wie HIV, Gonorrhoe oder Syphilis, diskutiert werden.
Was genau ist Syphilis und wie wird sie ausgelöst?
Syphilis ist eine sexuell übertragbare Infektion, die chronisch verlaufen kann und die durch das Bakterium Treponema pallidum ausgelöst wird. Die Infektion wird durch den direkten Kontakt mit Haut- oder Schleimhautläsionen übertragen, die hauptsächlich in der Genital- und Analregion, aber auch in der Mundhöhle auftreten können. Während der Schwangerschaft und bei der Geburt kann die Infektion von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Durch eine rechtzeitige Behandlung mit Penicillin ist die Syphilis gut behandelbar.
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Eine Ansteckung kann aber dennoch erfolgen! Es ist wichtig, sie früh zu erkennen. Wird die Krankheit diagnostiziert, müssen alle Sexualpartner untersucht und ggf. behandelt werden.
Welche Symptome kennzeichnen die Krankheit?
Das Problem ist, dass die Erkrankung in verschiedenen Stadien verläuft. Die Symptome im ersten Stadium (Lymphknotenschwellung, rote Flecken, Knoten an der Eintrittspforte des Erregers wie z. B. Penis, After, Scheide, Rachen) sowie die Symptome im zweiten Stadium (ein meist nicht juckender Hautausschlag) verschwinden von alleine wieder. Sie werden deshalb gerne übersehen und nicht ernst genommen.
Im dritten Stadium, bei der sogenannten tertiären Syphilis, kann es allerdings zur bleibenden Schädigung von Herz, Gehirn, Knochen, Haut und anderen Organen kommen. Im Fall einer sogenannten Neurosyphilis, die sich im Tertiärstadium ausprägen kann, kommt es zum fortschreitenden Abbau von Nervengewebe im Gehirn oder Rückenmark. Mögliche Folgen des Gewebsuntergangs im Gehirn sind Wesensveränderungen bis hin zur Demenz. Durch frühzeitige Antibiotikabehandlungen ist dieses Stadium jedoch selten geworden.
Wie erfolgt die Therapie von Syphilis und wie sind die Heilungsaussichten?
Die Behandlung erfolgt mit einem langwirksamen Penicillin mit unterschiedlich hohen Dosen je nach Stadium der Infektion. Im ersten und zweiten Stadium sind die Heilungschancen sehr gut.
Wer ist besonders gefährdet?
Die Zahl der Syphilis-Fälle nimmt weltweit zu, vor allem auch in den sogenannten High-Income Countries, den Ländern mit einem hohen Bruttoeinkommen pro Kopf. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben, und bei Personen mit mehreren wechselnden Sexualpartnern.
Wie kann Geschlechtskrankheiten vorgebeugt werden? Was geben Sie unseren Leserinnen dazu mit auf den Weg?
Um lustvoll gesund zu bleiben, geniessen Sie den Sex selbstbestimmt und schützen Sie sich vor sexuell übertragbaren Infektionen durch Einhalten der Safer-Sex-Regeln.