Es gibt viele Angebote für Rauchstoppmotivierte. Wir zeigen, wie gut Nikotinkaugummi, Telefonberatung, E-Zigarette & Co wirken.
Es gibt viele Angebote für Rauchstoppmotivierte. Wir zeigen, wie gut Nikotinkaugummi, Telefonberatung, E-Zigarette & Co wirken.
Sucht man im Internet nach Wegen aus der Nikotinsucht, wird man schnell fündig: Auf einschlägigen Websites und in diversen Rauchstopp-Foren erhält man schnell zahlreiche seriöse – und auch weniger seriöse – Empfehlungen. Ingwer wird da etwa als grosser Wurf bei der Raucherentwöhnung angepriesen, und auch Spezialisten für Anti-Rauch-Akupunktur oder Hypnotherapie bieten ihre Dienste an.
Seit einigen Jahren beschäftigt untersucht eine Arbeitsgruppe der unabhängigen Prüforganisation Cochrane, welche Massnahmen beim Rauchstopp wissenschaftlich nachweislich wirksam sind. Die GutachterInnen sammeln dabei regelmässig alle verfügbaren neuen Studien, überprüfen sie in Bezug auf ihre Qualität, und verglichen die Ergebnisse miteinander. Für ihre Vergleiche ziehen sie nur hochwertige Studien heran. Ein Mindestkriterium für den Einschluss einer Studie in die Analyse ist beispielsweise, dass die Langzeit-Abstinenz (6-12 Monate) der ProbandInnen untersucht wird.
Cochrane-Analysen zeigen, dass Patienten, die eine ärztliche Beratung in Anspruch nehmen, eine um bis zu zweimal höhere Chance haben, den Rauchausstieg zu schaffen [1]. Die ärztliche Beratung ist dabei umso wirksamer, je länger und öfter sie durchgeführt wird (siehe Tabelle) [1]. Aber auch eine Beratung durch andere GesundheitsmitarbeiterInnen (z.B. KrankenpflegerInnen, PsychologInnen, SozialarbeiterInnen, oder ausgebildete Rauchstopp-BeraterInnen) kann – einzeln oder in der Gruppe durchgeführt – nachweislich Menschen beim Rauchausstieg unterstützen [2-5]. Aber auch niederschwelligere Beratungen, zum Beispiel per Telefon oder Kurznachricht, scheinen Menschen beim Rauchausstieg helfen zu können [6, 7].
Anders sieht es hingegen bei der Akupunktur als Rauchstopphilfe aus: Denn es gab keinen Unterschied zwischen Menschen, bei denen die Akupunkturnadeln an die als aktive Stellen betrachteten Positionen eingebracht wurden, und bei Männern und Frauen, die Nadeln in andere, als nicht aktiv angesehene Regionen („Sham“) erhielten [8].
Rauchstoppstrategien | OR | Kontrollgruppe |
Ärztliche Beratung (<20min) [1] | 1.7 | Keine Beratung |
Ärztliche Intensivberatung (>20min) [1] | 1.4 | Ärztliche Beratung <20min |
Beratung durch Pflegefachkräfte [2] | 1.3 | Keine Beratung |
Gruppentherapie [3] | 1.9 | Selbsthilfeprogramm |
Beratung per Kurznachricht [6] | 1.5 | Minimalberatung |
Beratung per Telefon [7] | 1.4 | Unterlagen, telefonische Kurzberatung |
Akupunktur [8] | 1.1* | Pseudo („Sham“)-Akupunktur |
Es gibt mittlerweile ein breites Angebot von Medikamenten, die die Raucherentwöhnung erleichtern sollen. Die meisten funktionieren, indem sie den Entzugssymptomen die Schärfe nehmen; diese sind immerhin der Hauptgrund dafür, dass viele Personen wieder rückfällig werden.
Aber nicht bei jedem/jeder Ausstiegs-Interessierten funktioniert jeder Wirkstoff. Welche Therapie eingesetzt wird, bestimmt üblicherweise der Arzt/die Ärztin, und richtet sich nach den Vorlieben des Rauchers/der Raucherin. Zusätzliche Entscheidungskriterien können Unverträglichkeiten, Erkrankungen, der Konsum anderer Suchtmittel oder andere medikamentöse Therapien sein. Auch dass Sie ein Präparat schon einmal eingenommen haben und trotzdem rückfällig geworden sind kann ein Grund sein, diesmal etwas anderes zu probieren [9].
Nikotinersatzpräparate gibt es in der Schweiz in Form von Kaugummis, Nasensprays, Inhalatoren, Mundsprays, und Tabletten, die entweder unter der Zunge zergehen gelassen (Sublingualtablette), oder gelutscht werden. Für Menschen mit grösserer Nikotinabhängigkeit gibt es darüber hinaus sogenannte Depotpflaster, die über längere Zeit Nikotin an die Haut abgeben.
Nikotinersatzpräparate wirken, indem sie kontrolliert Nikotin an den Körper abgeben. Dabei entsteht ein gleichmässiger Nikotinspiegel im Blutplasma, was zwar die Entzugssymptome lindert, nicht aber den angenehmen und süchtig machenden Effekt von Zigaretten hat. Dieser tritt nämlich nur ein, wenn Nikotinspitzen entstehen, die beim schnellen Eintritt von Nikotin ins Gehirn durch das Einatmen von Tabakrauch erzeugt werden [10, 11].
Eine Cochrane-Analyse von 133 Studien mit fast 65.000 Teilnehmern zeigte, dass Nikotinersatzpräparate die Erfolgswahrscheinlichkeit, sechs Monate rauchfrei zu bleiben, um 55% steigern. Ausserdem stellten sie fest, dass es die Ausstiegschance bei einigen Menschen noch zusätzlich verbesserte, wenn sie bestimmte Kombinationen von Nikotinersatzpräparaten (z.B. Nikotinkaugummi und Nikotinpflaster) anwendeten [12]. Durch eine Kombination von Nikotinersatztherapie und verhaltenstherapeutischen Massnahmen wie einer Beratung durch ÄrztInnen oder AufhörberaterInnen lässt sich die Wirksamkeit der medikamentösen Therapie ausserdem noch steigern [13].
Typische Nebenwirkungen von Nikotinersatzpräparaten sind Irritationen am Anwendungsort. Verwendet man ein Pflaster können etwa Hautirritationen auftreten, bei Kaugummis und Tabletten Irritationen an der Mundschleimhaut [12]. Manche Menschen erleben während der Anwendung der Präparate auch andere Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verstopfung, Schwindel, Depressionen, oder Schlafstörungen. Diese werden dann oft als Nebenwirkungen der Medikation gewertet, es ist aber schwierig, sie von den Nikotinentzugssymptomen zu trennen, die genau die gleichen Symptome hervorrufen [14]. Mögliche schwere Nebenwirkungen sind Schmerzen im Brustbereich und Herzklopfen, treten allerdings nur sehr selten auf [12].
Der antidepressive Wirkstoff Bupropion wird in der Schweiz seit mehr als 20 Jahren zur Raucherentwöhnung eingesetzt. Bupropion dürfte aufgrund seiner antidepressiven Eigenschaften depressive Symptome lindern, die häufig im Zuge des Nikotinentzugs auftreten. Ausserdem schwächt es weitere Entzugssymptome wie Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Unruhe ab [15, 16].
Eine 2020 erschienene Cochrane-Analyse kam zu dem Schluss, dass Bupropion die Chance einer 6-monatigen Rauchfreiheit in den verfügbaren Studien um 50-80 Prozent verbessert. Es schnitt damit ähnlich gut ab wie Nikotinersatzpräparate, und etwas schlechter als Vareniclin. In den untersuchten Studien nahmen auch Patienten mit psychischen Erkrankungen wie leichten Depressionen oder Schizophrenie teil und sprachen gut auf Bupropion an [17].
Bupropion verursacht relativ bei zirka einem Drittel der Personen die es einnehmen Schlaflosigkeit, die oft nach 1-2 Wochen verschwindet, andere, seltenere Nebenwirkungen von Bupropion sind Kopfweh und Mundtrockenheit [15-17].Bei bestimmten Menschen kann Bupropion jedoch stärkere Nebenwirkungen verursachen; vor allem Krampfanfälle im Zusammenhang mit bestimmten gleichzeitig auftretenden Erkrankungen sind bekannt. Menschen mit einigen klar definierten Störungen erhalten daher üblicherweise keine Therapie mit Bupropion; dazu zählen vor allem epileptische Störungen. Aber auch andere Erkrankungen wie z.B. Diabetes oder Esstörungen, sowie die Einnahme von Suchtmitteln oder bestimmten Medikamenten schließen eine Therapie mit Bupropion von vornherein aus [15, 16].
Vareniclin bindet an den Bindestellen (Rezeptoren) des Nikotins im Gehirn. Dabei löst Vareniclin bei der Bindung an die Rezeptoren eine leichte Stimulation aus, was dazu führt, dass das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet wird. Allerdings nur in sehr kleinen Mengen, im Gegensatz zum Nikotin, das eine wesentlich stärkere Dopaminausschüttung bewirkt. Gleichzeitig besetzt Vareniclin die Nikotin-Rezeptoren und verhindert damit, dass Nikotin andocken kann. Dadurch lindert es Entzugssymptome, und blockiert gleichzeitig den belohnenden und süchtig machenden Effekt der Zigarette [18].
Das Besondere an Vareniclin ist, dass man die Vareniclin über einige Wochen einnehmen kann, während man noch weiter raucht. Dadurch wird die Erinnerung an die angenehme Wirkung der Zigarette etwas schwächer, und erleichtert vielen Menschen das Aufhören.
Ein Cochrane-Review der bis zu dem Zeitpunkt der Durchführung verfügbaren 27 Studien zeigte, dass Vareniclin die Chancen, das Rauchen aufzugeben ungefähr verdoppelte. Damit schnitten die TeilnehmerInnen mit Vareniclin etwas besser ab als mit dem Wirkstoff Bupropion oder Nikotinersatzpräparaten [19].
Die häufigsten Nebenwirkungen mit Vareniclin sind Übelkeit, etwas seltener auch Entzündungen des Nasen- und Rachenbereichs, Schlaflosigkeit, seltsame Träume, oder Kopfschmerzen. Meist treten sie innerhalb der ersten Behandlungswoche auf, manchmal lassen sie sich durch eine Dosisreduktion verbessern [20]. ,
Bei einigen Erkrankungen, z.B. bestimmten psychischen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Selbstmordgedanken, wird ein vermehrtes Auftreten von Nebenwirkungen bei Einnahme von Vareniclin vermutet. Wenn Sie an solchen Störungen leiden, sollten Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin aabklären, ob Vareniclin für Sie geeignet ist [20].
Viele Menschen hoffen, gesundheitliche Schäden durch eine Reduktion ihres Zigarettenkonsums begrenzen zu können. Leider gibt es die berühmte „sichere Dosis“ bei Zigaretten aber nicht. Mittlerweile ist gut belegt, dass sogar eine oder wenige Zigaretten pro Tag das Risiko für rauchbedingte Krankheiten und einen vorzeitigen Tod erheblich steigern.
Am deutlichsten ist das beim Herz-Kreislauf-Risiko: Eine Zigarette pro Tag erhöht das Risiko für eine koronare Herzkrankheit bei Männern bereits um etwa 50 bis 75 Prozent, bei Frauen um 60 bis 120 Prozent – das ist bereits die Hälfte des Risikos einer ganzen Schachtel. Ähnlich verhält es sich bei den Schlaganfällen: Wer eine einzelne Zigarette am Tag raucht, trägt bereits ein Drittel des Risikos eines ganzen Päckchens [22]. Studien weisen ausserdem darauf hin, dass das Krebsrisiko schon bei einer geringen täglichen Menge an Zigaretten erhöht sein könnte [23-25].
Es reicht also nicht, seinen Konsum zu reduzieren. Lassen Sie sich besser helfen, um ganz aussteigen zu können!
Rund ein Drittel der Schweizer, die E-Zigaretten konsumieren, gibt an, über die E-Zigarette mit dem Rauchen aufzuhören zu wollen [26]. Eine 2020 erschienene Cochrane-Analyse deutet darauf hin, dass es tatsächlich mehr Menschen schafften, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn sie E-Zigaretten rauchten, als mittels Nikotinersatzpräparaten oder einer Verhaltenstherapie. Die Erfolgsraten waren dabei mit nikotinhaltigen E-Zigaretten besser als mit solchen ohne Nikotin. Unter den 50 untersuchten Studien waren auch einige dabei, die TeilnehmerInnen mit starker Nikotinabhängigkeit untersuchten (z.B. Menschen ohne Aufhörbereitschaft, mit psychischen Erkrankungen, stoffgebundenen Süchten oder Obdachlose) [27]. In einer der Studien schafften zum Beispiel 18% der TeilnehmerInnen ein Jahr lang den vollständigen Umstieg auf E-Zigaretten, aber nur 10% der ProbandInnen mit Nikotinersatzpräparaten 12 Monate die Rauchfreiheit [28].
Obwohl der Dampf von E-Zigaretten oder Tabakerhitzern wesentlich geringere Mengen von Schadstoffen zu beinhalten scheint, wird derzeit noch überprüft, ob die elektronischen Rauchutensilien den menschlichen Körper weniger stark schädigen als Tabakzigaretten. Da E-Zigaretten und Tabakerhitzer erst seit einigen Jahren auf dem Markt sind, gibt es aktuell nur Studien zu den kurzfristigen Veränderungen, die durch das Dampfen auftreten. Darüber, ob alternative elektronische Rauchprodukte auch langfristige Rauchschäden wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern können, wird es wohl auch erst in den kommenden Jahren Klarheit geben.