Weder zu viel noch zu wenig ist gesund

Wie viel sollte man trinken?

Wasser ist eine lebenswichtige Verbindung, und der grösste Bestandteil des menschlichen Körpers. Daher wird der Wasserhaushalt permanent vom Körper reguliert. Diese Regulation hängt von unbeständigen Faktoren ab,

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5. Mai 2022
Wasser ist lebenswichtig. Beim Trinken ist allerdings zu viel und zu wenig nicht gut.
iStock/isayildiz

Wasser ist eine lebenswichtige Verbindung, und der grösste Bestandteil des menschlichen Körpers. Daher wird der Wasserhaushalt permanent vom Körper reguliert. Diese Regulation hängt von unbeständigen Faktoren ab.

Zwei bis drei Liter Flüssigkeit sollten gesunde Erwachsene pro Tag zu sich nehmen. Dies entspricht 35 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Säuglingen und Kindern darf es noch etwas mehr sein.

Etwa einen Liter Wasser bekommt der Körper über feste Nahrung. Denn: Viele Gemüse und Früchte enthalten bis zu 70 Prozent Wasser, Salatgurken sogar 97 Prozent. Schlussendlich bleiben also etwa 1,5 Liter pro Tag, die man über Getränke zu sich nehmen sollte.

Durstgefühl sinkt mit dem Alter

Nach einem Wasserentzug trinken ältere Menschen weniger Flüssigkeit als jüngere (1). Der Rückgang der Flüssigkeitsaufnahme ist in erster Linie auf eine Abnahme des Durstes zurückzuführen, da das Verhältnis zwischen Durst und Flüssigkeitsaufnahme bei jungen und alten Menschen gleich ist. Mitunter trinken ältere Menschen dann nach einem Flüssigkeitsentzug nicht genügend Wasser, um ihr Wasserdefizit auszugleichen (2).

Die durch ein Wasserungleichgewicht verursachten Schäden können lebensbedrohlich sein. In der Medizin wird zwischen sechs verschiedenen Wasserungleichgewichten unterschieden (3). Prinzipiell kann ein Wasserungleichtgewicht entweder quantitativ (Dehydratation und Überhydratation), oder qualitativ (extrazelluläres und intrazelluläres Wasser, als isoton, hyperton oder hypoton bezeichnet) bedingt sein:

  •  Isotone Dehydratation: Es besteht ein Mangel an Wasser und gelösten Stoffen. Die Störung tritt auf, wenn Natrium und Wasser in gleichem Ausmasse verloren gehen, zum Beispiel über den Magen-Darm-Trakt (Durchfall oder Erbrechen) oder bei renalen Funktionsstörungen.
  • Hypertone Dehydratation: Bei der hypertonen Dehydratation wurde mehr Wasser als Natrium verloren. Die Störung ist typisch für den bewusstseinsgetrübten Patient, der nichts trinkt oder aber auch für Diabetes insipidus und exzessives Schwitzen.
  • Hypotone Dehydratation: Hier wird mehr Natrium als Wasser verloren (Salzmangel), z. B. bei chronischer Niereninsuffizienz oder bei Nebennierenrindeninsuffizienz.
  • Isotone Hyperhydratation: Es besteht ein Überschuss an Wasser und gelösten Substanzen; Typische Beispiele: Ödeme bei Nieren-, Herz- und Leberkrankheiten.
  • Hypertone Hyperhydratation: Kennzeichend sind ein Wasserüberschuss und ein Überschuss an gelösten Substanzen. Ursache kann eine falsche Behandlung von Durchfällen sein. Besonders betroffen ist hierbei das Gehirn: es wird gewissermassen dehydriert.
  • Hypotone Hyperhydratation (“Wasservergiftung”): Es besteht ein Wasserüberschuss, etwa durch zu viel Trinken (Polydipsie). Dieser macht sich vor allem in den Zellen bemerkbar. Das Serumnatrium und die Plasmaosmolalität sind erniedrigt; der Extra- und der Intrazellulärraum haben an Volumen zugenommen.

Kein Wasserentzug durch Kaffee und Tee

Ausserdem ist nicht irrelevant, was wir trinken. Süssgetränke zählen etwa zwar zur Flüssigkeitszufuhrsind aber mitverantwortlich für Übergewicht und andere lebensstilbedingte Erkrankungen. So stieg beispielsweise die gesamte Flüssigkeitszufuhr von Erwachsenen in den USA von 79 Flüssigkeitsunzen im Jahr 1989 auf 100 Flüssigkeitsunzen im Jahr 2002, und zwar ausschliesslich aufgrund der Zunahme kalorienhaltiger Getränke (4).

Entgegen früheren Berichten entzieht Kaffee dem Körper kein Wasser. Ein erhöhter Kaffeekonsum kann kurzzeitig zu einer erhöhten Diurese führen, die ausgeschiedenen Minerale und das Wasser kann der Körper aber innerhalb von 24 Stunden wieder ausgleichen (5, 6). Eine Studie zeigte, dass Kaffee, wenn er in Massen von koffeinabhängigen Männern konsumiert wird, ähnliche hydratisierende Eigenschaften wie Wasser aufweist (7). Gleiches gilt für Tee: Studien haben gezeigt, dass nur bei einer sehr hohen Dosis von Koffein dem Körper Wasser entzogen wird. Der Konsum von 6-8 Tassen Tee pro Tag beeinträchtigt den Flüssigkeitshaushalt nicht (9). Der Koffeingehalt von Tee hängt grösstenteils davon ab, wie lange der Tee zieht, er liegt zwischen 1 bis 90 mg je 100 ml (8). Kräuter- oder Früchtetees dagegen sind normalerweise nicht koffeinhaltig.

Alkohol entzieht dem Körper Wasser und wichtige Mineralstoffe

Alkohol hingegen entzieht dem Körper tatsächlich Wasser. Der Grund dafür ist eine gehemmmte Ausschüttung von Vasopressin im Hypothalamus. Vasopressin reguliert den Wasserhaushalt der Niere und sorgt dafür, dass der Körper nicht dehydriert - dieser Mechanismus ist beim Alkoholkonsum gestört. Der Körper verliert dadurch bei Alkoholkonsum aber nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Mineralien und Elektrolyte.

Referenzen
  1. Phillips PA et al. Reduced thirst [EG3] [LD4] after water deprivation in healthy elderly men. N Engl J Med. 1984;311:753–759.
  2. Phillips PA et al. Disturbed fluid and electrolyte homoeostasis following dehydration in elderly people. Age Ageing. 1993;22:S26–33.
  3. Larsen R. Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege. 2016;832-839. 2016 Jun 14. doi:10.1007/978-3-662-50444-4_59.
  4. Duffey K et al. Shifts in patterns and consumption of beverages between 1965 and 2002. Obesity. 2007;15:2739–2747.
  5. Killer SC et al. No evidence of dehydration with moderate daily coffee intake: A counterbalanced cross-over study in a free-living population. PLOS One. 2014;9:e84154.
  6. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1046/j.1365-277X.2003.00477.x. (abgerufen am 27.04.2022).
  7. Killer SC et al. No Evidence of Dehydration with Moderate Daily Coffee Intake: A Counterbalanced Cross-Over Study in a Free-Living Population. 2014 Jan 9;9(1):e84154. doi: 10.1371/journal.pone.0084154.
  8. Ruxton, C et al. Tea and hydration. Nutrition Bulletin, 40: 166-176. https://doi.org/10.1111/nbu.12150
  9. Ruxton CH et al. Black tea is not significantly different from water in the maintenance of normal hydration in human subjects: results from a randomised controlled trial. British Journal of Nutrition 106(4):588-595.