Für Babys unter einem Jahr ist eine zusätzliche Gabe unentbehrlich. Bei Erwachsenen gibt es in der Schweiz eigentlich nur für wenige Patientengruppen eine Empfehlung zur Supplementation.
Für Babys unter einem Jahr ist eine zusätzliche Gabe unentbehrlich. Bei Erwachsenen gibt es in der Schweiz eigentlich nur für wenige Patientengruppen eine Empfehlung zur Supplementation.
Vitamin D spielt eine wichtige Rolle im Calcium- und Phosphatstoffwechsel. Für Babys unter einem Jahr ist eine zusätzliche Gabe unentbehrlich. Bei Erwachsenen gibt es in der Schweiz eigentlich nur für wenige Patientengruppen eine Empfehlung zur Supplementation. Frei verkäufliche Produkte sind jedenfalls eher nicht zu empfehlen.
Vitamin D wird im Körper über einen komplizierten Regelkreis gebildet, an dem die Leber, die Niere und die Haut beteiligt sind. Für die Bildung des fertigen Vitamins ist dabei eine moderate Sonnenexposition der Haut notwendig.
Vitamin D fördert die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus dem Darm sowie deren Einbau in den Knochen. Ferner ist Vitamin D an weiteren Stoffwechselvorgängen, zum Beispiel bei der Bildung bestimmter Proteine, beteiligt.
Ein chronischer, extremer Vitamin-D-Mangel zeigt sich mit Hypästhesien, Parästhesien bis hin zu Krampfanfällen. Es kann zu Rachitis bei Kindern und Osteomalazie bei Erwachsenen kommen. Darüber hinaus gilt ein Vitamin-D-Mangel als Risikofaktor für eine Osteoporose.
Menschen, die sich kaum oder gar nicht im Freien aufhalten, wie zum Beispiel chronisch kranke oder pflegebedürftige Menschen, aber auch Menschen, die aus religiösen Gründen gänzlich bedeckt ins Freie gehen, entwickeln eher einen Vitamin-D-Mangel. Aber auch Menschen mit dunkler Hautfarbe (hoher Melaningehalt) sind eher prädisponiert, einen Vitamin-D-Mangel zu entwickeln.
Neben den bekannten extremen Mangelerscheinungen wird eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung immer wieder mit einer Reihe gesundheitlicher Problemen in Zusammenhang gebracht. Dazu gehören Depressionen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2 sowie kardiovaskuläre und Krebskrankheiten. Für diese konnten aber zwar Zusammenhänge in Beobachtungsstudien gefunden werden, bislang gibt es jedoch keine Beweise für kausale Beziehungen (1, siehe Kasten).
In letzter Zeit verpassten einige methodisch gut durchgeführte Studien der Vitamin-D-Euphorie vorerst grosse Dämpfer: So zeigte eine Metastudie, dass die Einnahme einer Vitamin-D-Ergänzung die Anfälligkeit für Frakturen nicht senken konnte (2). Eine in Amerika durchgeführte klinische Studie mit fast 26.000 gesunden Erwachsenen über 50 Jahren, verglich die Einnahme von Vitamin D mit einem Placebo, und schloss zudem nach einer Beobachtungszeit von fast 5,5 Jahren, dass die Vitamin-D-Supplemente das Krebs- und kardiovaskuläre Risiko nicht verbesserten (3). Kürzlich kam eine finnische klinische Studie zum selben Schluss (4).
Viele Menschen nehmen Vitamin D zum Ziel einer Infektprophylaxe ein: Schliesslich litten in Studien Patienten mit niedrigeren Vitamin-D-Spiegeln häufiger an Infektionen der oberen Atemwege. Bis jetzt handelt es sich aber ausschliesslich um eine Korrelation. Ob das niedrigere Vitamin D aber der Grund für die vermehrten Infektionen ist, oder stattdessen eher eine Konsequenz des Entzündungsgeschehens ist, ist bislang noch nicht bekannt. Eine kürzlich veröffentlichte Metastudie aus 46 randomisierten kontrollierten Studien konnte zeigen, dass eine tägliche Vitamin-D-Einnahme von 400-1000 IU für bis zu 12 Monate das Risiko für akute Atemwegsinfekte tatsächlich verringert – jedoch nur in einem relativ kleinem Ausmass (5).
In den meisten Fällen wird die Einnahme von Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel wohl nicht schaden. Übertreibt man es aber mit den Tropfen oder Pillen, kann es schon einmal zu viel werden. Eine Überversorgung des Körpers mit Vitamin D bezeichnet man als Hypervitaminose D.
Bei akuten Überversorgungen kann es dabei zu Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Anorexie, Gewichtsabnahme und Pruritus kommen. Aber auch andere Symptome wie gastrointestinale Symptome, vermehrtes Wasserlassen und erhöhtes Durstgefühl oder gastrointestinale Symptome können hinzukommen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Hypertonie, Herzrhythmusstörungen und neurologischen Symptomen. Die Folgen einer chronischen Überdosierung durch Vitamin D sind die Hyperkalzämie sowie Hyperphosphatämie. In Folge kann es zu einer Nephrokalzinose oder Nephrolithiasis, verstärkter Knochenresorption und zu Gewebekalzifikationen kommen.
Im Internet gibt es freikäufliche Präparate, welche keinen strengen Qualitätskontrollen unterliegen. So konnte in einer Studie gezeigt werden, dass der Wirkstoffgehalt verschiedener Vitamin D-Präparate um neun bis 140 Prozent von der angegebenen Vitamin D-Konzentration abwich - gerade einmal 50 Prozent dieser frei verkäuflichen Präparate erfüllten die für Apothekenprodukte erforderlichen Qualitätsstandards (6).
Aktuelle Richtlinien empfehlen die tägliche Substitution mit Vitamin-D vor allem für Kinder unter einem Jahr zur Rachitisprophylaxe. Aber auch Erwachsene ab 65 Jahren mit hohem Risiko für einen Vitamin-D-Mangel und Osteoporose sollten täglich 800–1000 IE Vitamin D pro Tag einnehmen. Niedrigere Dosen dürften unwirksam sein. Bei der Hochrisikopopulation älterer Erwachsener mit erhöhtem Sturzrisiko sind grosse Vitamin-D-Bolusgaben aber zu vermeiden, da diese eine gegenteilige Wirkung mit Frakturzunahme zeigen (7,8).