Nahrungsverzicht stärkt die schützenden Mikroorganismen im Darm

Fasten hilft bei vielen Erkrankungen

Eine Kalorienrestriktion hat viele günstige Auswirkungen auf den Organismus. Sie beugt Krankheiten vor und unterstützt deren Behandlung. Mitentscheidend für die positiven Effekte des Fastens sind offenbar dessen Auswirkungen auf das Darmmikrobiom.

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25. Juli 2023
Fasten unterstützt das Darmmikrobiom positiv.
Sonja Rachbauer/gettyimages

Experimentelle Studien belegen, dass verschiedene Formen der Kalorienrestriktion die gesunde Lebensspanne und das Leben insgesamt verlängern. Sie führen dazu, dass Krankheiten später auftreten und Biomarker für Alterungsprozesse gebremst werden, ist in einer aktuellen Übersichtsarbeit zu lesen (1).

Kulturelle und gesundheitliche Bedeutung

Eine eingeschränkte Kalorien­zufuhr beeinflusst zahlreiche Prozesse und Körpersysteme wie Immunsystem, Stoffwechsel, neuronale Signalübertragung, Reparaturvorgänge und Proliferation positiv. Deshalb kann eine Kalorienrestriktion bei verschiedenen Indikationen sinnvoll sein. Bekannt sind solche positiven Auswirkungen bei:

  • Bluthochdruck und kardiovaskulären Erkrankungen
  • Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Lebererkrankungen
  • endokrinen Störungen
  • entzündlichen und Autoimmun­erkrankungen
  • affektiven Störungen
  • Schmerzen

Bei der Vielzahl an günstigen Effekten wundert es nicht, dass Fastentraditionen in verschiedenen Kulturen und Religionen einen festen Platz haben. Auch für Menschen in indus­trialisierten Ländern, die ständig Zugriff auf fett-, salz- und kohlenhydratreiche­ Lebensmittel haben und deren zirkadiane Rhythmen nicht selten durcheinandergeraten sind, kann eine Kalorienrestriktion oder (intermittierendes) Fasten sinnvoll sein.

Bestimmte Interventionen sind entzündungshemmend

Genau wie die Ernährung bzw. eine Kalorienrestriktion oder Fasten wirkt sich auch das Darmmikro­biom über verschiedene Mechanismen auf viele gesundheitliche Aspekte aus. Experten gehen davon aus, dass Störungen der Zusammensetzung und der Aktivität des Darmmikrobioms an der Entstehung zahlreicher Erkrankungen beteiligt sind.

Viele Studien zur Darmmikrobiota zeigen, dass es zwischen spezifischen Mi­kroorganismen und metabolischen Erkrankungen wie Übergewicht, Adipositas und Typ-2-Diabetes starke Assoziationen gibt. Dies gilt auch für bestimmte gastrointestinale Störungen, neurodegenerative Erkrankungen und sogar für Krebs.

Ernährungsinterventionen, die Entzündungsvorgänge reduzieren und die Stoffwechselgesundheit verbessern, wirken noch besser, wenn die Patienten vorab eine Fastenperiode einhalten, betont der Autor. Es gibt gute Evidenz, dass Fasten die Insulinsensitivität und die Blutzuckerkontrolle verbessert und Entzündungsvorgänge reduziert.

Auch die Darmmikrobiota kann diese Vorgänge beeinflussen – und zwar je nach Zusammensetzung entweder positiv oder negativ. Dementsprechend wurde postuliert, dass das menschliche Darmmikrobiom einige gesundheitliche Vorteile des Fas­tens vermitteln und möglicherweise viele der genannten Erkrankungen beeinflussen könnte.

Fasten führt zu einer Faecalibacterium-Anreicherung

Dafür spricht einiges: Sowohl periodisches als auch intermittierendes Fasten führen zu einer Anreicherung von Faecalibacterium (F. ­prausnitzii). Dieses Bakterium bildet im Darm entzündungshemmende kurzkettige Fettsäuren aus Ballaststoffen und schützt vor metabolischen und entzündlichen Erkrankungen. Einige Studien zeigen, dass dieser Mikro­organismus während der Fastenphase zunächst unterdrückt wird und sich dann nach dem Fastenbrechen (Refeeding) anreichert. Ein ähnliches Muster zeigen Roseburia, Butyrococcus und Coprococcus.

Während des Fastens und danach kommt es zu weiteren Veränderungen in der Zusammensetzung der Mikrobiota, deren Bedeutung jedoch noch genauer erforscht werden muss. Insgesamt beobachteten Forscher, dass Fasten oder anhaltende Kalorienrestriktion das Ökosystem der Darmbakterien verändert – weg von «Pathobionten» und hin zu anti­entzündlich wirkenden Kommensalen, die oftmals kurzkettige Fettsäuren bilden.

Nach der Intervention kehrt die Zusammensetzung des Mikrobioms innerhalb einiger Monate fast wieder auf die Ausgangssituation zurück. Allerdings lassen sich laut Dr. Fors­lund häufig länger anhaltende meta­bolische Effekte oder Veränderungen der gesundheitlichen Gesamtsituation nach dem Fasten beobachten.

Fasten und verwandte Praktiken

Periodisches Fasten
Über einige Tage (meist 5 bis 14) wird keine oder nur sehr wenig Nahrung zugeführt («Wasserfasten»). Beispiele hierfür sind das Buchinger-Fasten oder bestimmte religiöse Fastenformen. Das periodische Fasten kann monatlich oder einmal bis mehrmals jährlich durchgeführt werden.

Intermittierendes Fasten
Dabei wird tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichtet.

  • 5:2-Fasten: An fünf Tagen der Woche wird normal gegessen, an zwei Tagen werden höchstens 500 Kalorien zugeführt.
  • Alternate-day fasting (ADF): Jeden zweiten Tag wird die Kalorienzufuhr stark eingeschränkt.
  • 16:8- oder Ramadan-Fasten (Time-restricted fasting): Die Nahrungszufuhr erfolgt nur während eines Zeitfensters von acht Stunden, anschliessend folgt eine Fastenzeit von 16 Stunden.

Kalorienrestriktion
Eine Ernährungsform mit ausgewogener Nährstoffzufuhr, aber reduziertem Kaloriengehalt.