In der Schweiz raucht fast ein Drittel der Erwachsenen. Dabei sind einige Bevölkerungsschichten besonders häufig betroffen.
In der Schweiz raucht fast ein Drittel der Erwachsenen. Dabei sind einige Bevölkerungsschichten besonders häufig betroffen.
Das Rauchen ist in der Schweiz prominent vertreten: In einer Umfrage im Jahr 2017 gaben 27.1 Prozent aller SchweizerInnen über 15 Jahren an, zu rauchen. Besonders stark verbreitet ist das Tabakrauchen dabei bei Männern (31% der Männer rauchen, gegenüber 23% bei Frauen). Auch junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren rauchen häufig: 2017 waren es 31.7% [1]. Damit liegt die Schweiz genau im europäischen Mittelfeld und weltweit eher auf den vorderen Rängen. 2015 rauchten in Europa 28% der Erwachsenen, weltweit waren es rund 21% [2]. Darüber hinaus zeigen Berechnungen der jährlichen Tabakumsätze, dass diese Daten aus Befragungen die tatsächlichen Raucherzahlen um 45-50% unterschätzen könnten [3].
Die gesundheitlichen und finanziellen Kosten des Tabakabusus sind derzeit enorm. In der Schweiz gehen jährlich rund 9500 Menschenleben (15% aller vorzeitigen Todesfälle) auf das Konto von tabakinduzierten Folgen [4]. Diese Zahl ist mehr als sechs Mal so hoch wie die Summe aller Todesfälle infolge von Verkehrsunfällen, illegalem Drogenkonsum, AIDS, und Suiziden zusammen [4]. Ausserdem leiden mindestens 300 000 Schweizer an einer durch das Rauchen verursachten Erkrankung [4].
Auch im Budget hinterlässt der Qualm Spuren: Derzeit verursacht die Tabaksucht volkswirtschaftliche Schäden von mehr als 3,9 Milliarden Franken pro Jahr [5].
In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Raucher kontinuierlich und in allen Altersgruppen gesunken – von 33% im Jahr 2001 auf 27,1% im Jahr 2017. Gleichzeitig rauchten die Menschen auch immer weniger: Während 2002 beispielsweise noch 13,5% der Männer und 7,3% der Frauen täglich mehr als 20 Zigaretten pro Tag rauchten, sank dieser Prozentsatz bis zum Jahr 2017 auf 7.9% bei den Männern und 3.5% bei den Frauen [1].
Zwischen 2002 und 2017 sank auch der Anteil der NichtraucherInnen, die täglich für mindestens eine Stunde unfreiwillig dem Zigarettenrauch Anderer ausgesetzt waren, von 35% auf 6%. Am stärksten ging der PassivraucherInnenanteil bei den 15- bis 24-Jährigen zurück. Diese Altersgruppe ist jedoch nach wie vor am Meisten von Passivrauch betroffen [1].
Tatsächlich gingen die Zahl der RaucherInnen, PassivraucherInnen und gerauchten Zigaretten jedoch nur im Zeitraum von 2001 bis 2011 zurück. Seit 2011 stagnieren sie auf etwa gleichbleibendem Niveau [4].
2002 | 2007 | 2012 | 2017 | |
Raucherinnen | 25.4 | 23.5 | 24.4 | 23.3 |
Raucher | 35.7 | 32.0 | 32.4 | 30.7 |
Raucherinnen von ≥20 Zigaretten/Tag | 7.3 | 5.0 | 4.3 | 3.5 |
Raucher von ≥20 Zigaretten/Tag | 13.5 | 9.7 | 9.0 | 7.9 |
PassivraucherInnen | 35.0 | 16.0 | 6.0 | 6.0 |
Die Rückgänge bei den RaucherInnenzahlen lassen sich dabei grösstenteils auf Gesetze zum Schutz von NichtraucherInnen in öffentlichen Räumen zurückführen. Dazu gehören beispielsweise das 2010 in Kraft getretene Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen, sowie einzelne ab 2005 umgesetzte kantonale Rauchverbote [1]. Ihnen folgte auch unmittelbar ein merkbarer Rückgang der gesundheitlichen Konsequenzen des Rauchens: So sanken beispielsweise die Hospitalisierungen aufgrund von Herzinfarkten und der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) sobald das Rauchen in öffentlichen Räumen reglementiert wurde. [6, 7].
Tabakabhängigkeit ist keineswegs ein gleichmässig über die Gesellschaft verteiltes Problem, sondern tritt besonders häufig bei bestimmten Bevölkerungsgruppen auf.
So bestimmen beispielsweise soziale, wirtschaftliche und medizinische Faktoren darüber, wer tabakabhängig wird. In der Schweiz sind besonders Menschen betroffen, die ein niedrigeres Bildungsniveau haben oder einem Beruf mit geringerem Einkommen oder gesellschaftlichen Ansehen ausüben. In diesen sozioökonomisch benachteiligten Bevölkerungsgruppen ist der Tabakkonsum im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung in den letzten 20 Jahren kaum gesunken [1]. Angehörige dieser gesellschaftlichen Gruppen rauchen dabei nicht nur vermehrt, sondern weisen auch einen höheren täglichen Zigarettenkonsum auf [1]. Besonders bedenklich ist, dass in der Schweiz Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien ein sechsmal höheres Risiko haben, täglich unfreiwillig in der Familie Tabakrauch ausgesetzt zu sein [8]. Das gefährdet nicht nur die Gesundheit der Kinder aus betroffenen Familien, sondern erhöht auch ihr Risiko, später ebenfalls mit dem Rauchen anzufangen [9]. Darüber hinaus vertieft es den sozialen Aspekt der Tabakabhängigkeit weiter.
Besonders anfällig für Tabakanhängigkeit sind ausserdem Personen mit gesundheitlichen Problemen. Dazu zählen insbesondere Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchtproblemen, wie zum Beispiel Menschen mit Alkohol- oder Cannabisabhängigkeit, Depressionen, und Schizophrenie [10].
Warum diese Personengruppen stärker betroffen sind, hat unterschiedliche Gründe. Dazu gehört beispielsweise, dass der Anteil von Rauchern in ihrem sozialen und familiären Umfeld höher ist. Darüber hinaus wissen Menschen mit wirtschaftlichen oder sozialen Problemen häufig auch nicht, wie sie mit dem Rauchen aufhören können. Nicht zuletzt spielen bei ihnen psychologische Faktoren wie fehlendes Selbstvertrauen oder eine psychische Erkrankung auch häufiger eine Rolle. Wenig Geld und familiäre Probleme erhöhen ausserdem das Stresslevel, und damit die Anfälligkeit für „beruhigende“ Suchtmittel wie Nikotin [11].
Menschen mit psychischen, sozialen oder wirtschaftlichen Problemen werden darüber hinaus seltener von medizinischen Fachkräften darüber beraten, wie sie mit dem Rauchen aufhören können [12]. Dabei wollen Menschen aus diesen besonders betroffenen Hintergründen genauso häufig mit dem Rauchen aufhören wie die Gesamtbevölkerung. Sie haben jedoch geringere Chancen, dies zu schaffen. In einer englischen Studie versuchten beispielsweise 42.7% der Teilnehmer aus besonders wohlhabenden Schichten, mit dem Rauchen aufzuhören. Von den Teilnehmern aus besonders prekären Lebenssituationen waren es fast gleich viele – 41.3%. Während der Rauchausstieg allerdings bei 20.4% der bessergestellten Teilnehmer klappte, schafften dies nur 11.4% der wirtschaftlich-sozial schlechter gestellten Teilnehmer [13]. Insbesondere Menschen aus anfälligen Bevölkerungsgruppen benötigen daher besonders gute Unterstützung, wenn sie mit dem Rauchen aufhören wollen.