Tabakkonsum führt bei Mann und Frau zu Einbussen bei der Fruchtbarkeit, und schädigt das Ungeborene.
Tabakkonsum führt bei Mann und Frau zu Einbussen bei der Fruchtbarkeit, und schädigt das Ungeborene.
Raucherinnen brauchen länger um schwanger zu werden, sind häufiger unfruchtbar, und treten früher in die Menopause ein als Nichtraucherinnen [1-4]. Raucher leiden häufiger an erektiler Dysfunktion (Impotenz). Ausserdem verdichten sich die Hinweise, dass die Spermienqualität unter dem Tabakkonsum leidet [5].
Rauchen vor oder während einer Schwangerschaft erhöht die Komplikationsrate für Mutter und Kind. Ist eine Frau Raucherin, hat sie beispielsweise ein fast zweimal höheres Risiko für eine Eileiterschwangerschaft [1].
Beim Rauchen während der Schwangerschaft gelangen Giftstoffe aus Tabakprodukten über die Blut-Plazenta-Schranke zum Ungeborenen. Diese können die Organe des Kindes schädigen und die von der Mutter zum Baby transportierte Sauerstoffmenge herabsetzen [4, 6]. Dadurch treten bei Schwangerschaften von Raucherinnen erhöhte Komplikationen auf, darunter Frühgeburten, Plazentaablösungen, die fötale Wachstumsretardierung, Totgeburten, und angeborene Fehlbildungen (Anomalien) wie die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, (siehe Tabelle) [4].
Im Durchschnitt kommen Kinder von rauchenden Frauen mit einem um rund 200 Gramm geringeren Geburtsgewicht zur Welt. Und das auch dann, wenn die Mütter während der Schwangerschaft nur wenig (1-5 Zigaretten) geraucht haben [7, 8]. Zudem haben Kinder, die während der Schwangerschaft Tabakrauch ausgesetzt waren haben, ein höheres Risiko für den plötzlichen Säuglingstod (SIDS). Im Kleinkindalter leiden sie häufiger unter chronischen Atemwegserkrankungen und sind anfälliger für Atemwegsinfekte (siehe Tab. 4) [9-12]. Ausserdem gibt es Hinweise darauf, dass Rauchen während der Schwangerschaft spätere sogenannte disruptive Verhaltensstörungen wie die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) begünstigen könnte [5].
Odds Ratio* rauchende/nichtrauchende Schwangere | |
Schwangerschaft und Geburt | |
Eileiterschwangerschaft | 1.8 |
Wachstumsretardierung | 2.3 |
Totgeburt | 1.3 |
Frühgeburt (<37 Wochen) | 1.4 |
Orofaziale Fehlbildung | 1.3 |
Placenta previa | 1.8 |
Vorzeitige Plazentaablösung | 1.6 |
Geburtsgewicht ≤ 2500 g | 2.0 |
Plötzlicher Säuglingstod (SIDS) | 2.3 |
Kleinkinder | |
Atemwegsstörungen | 1.4 |
Asthma | 1.9 |
Hospitalisierung infolge Atemwegsinfekt | 1.7 |
Nach der Geburt kommt der Säugling über Passivrauch, Rauchpartikel (zum Beispiel auf Kleidung und Mobiliar), und die Muttermilch in Kontakt mit den rauchassoziierten Schadstoffen [4].
Ist die Mutter selbst Raucherin, oder raucht jemand aus dem gemeinsamen Haushalt, kann das der Stillbeziehung schaden. Mütter die rauchen produzieren von Anfang an weniger Milch, haben häufiger Stillprobleme, und stillen im Schnitt kürzer als nichtrauchende Mütter. Auch bei Passivraucherinnen gibt es Hinweise auf Stillprobleme: So stillten Frauen, die regelmässigem Passivrauch ausgesetzt waren, seltener [13].
Tabakrauch und Nikotin haben vielfältige Wirkungen auf das Stillen. So stören sie die Ausschüttung von dem die Milchbildung fördernden Hormon Prolaktin, und verändern den Geschmack und die Zusammensetzung der Muttermilch. Neugeborene von rauchenden Müttern haben zudem häufiger einen verzögerten Saugreflex und saugen am Anfang mit geringerer Kraft. Dadurch können Anlaufschwierigkeiten beim Stillen entstehen [13]. Studien zeigen, dass Mütter, die das Rauchen einstellen, länger stillten als Frauen, die weiterrauchten [13, 14]. Ein Rauchstopp scheint also das Stillen zu unterstützen.
Aktuelle Leitlinien und Expertenorganisationen wie die La Leche Liga raten stillenden Müttern dazu, auch dann weiterzustillen, wenn sie nicht mit dem Rauchen aufhören können [17, 18]. Stillen senkt nämlich auch bei Kindern von Raucherinnen das Risiko für Erkrankungen, die durch Passivrauch begünstigt werden, wie Asthma, Atemwegsinfektionen und plötzlichen Säuglingstod. Sie empfehlen jedoch, NACH dem Stillen zu rauchen, damit sich der Gehalt von Nikotin und anderen Schadstoffen in der Milch bis zur nächsten Stillmahlzeit verringert. Ausserdem sollte natürlich niemals in Gegenwart des Kindes geraucht werden [17, 18].