Von Babyplanung bis zum Stillen

Was Rauchen für Fruchtbarkeit und Schwangerschaft bedeutet

Tabakkonsum führt bei Mann und Frau zu Einbussen bei der Fruchtbarkeit, und schädigt das Ungeborene.

12. Dez. 2022
Happy Asian Pregnant woman caressing standing and touching with hands her belly,
eggeeggjiew/gettyimages
  • Rauchen kann bei Männern zu Impotenz und bei Frauen zu Unfruchtbarkeit führen
  • Rauchen vor der Schwangerschaft verdoppelt das Risiko einer Eileiterschwangerschaft
  • Rauchen während einer Schwangerschaft erhöht die Gefahr für Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen
  • Bei Kindern von Raucherinnen tritt der plötzliche Kindstod zweimal so häufig auf wie bei Kindern von Nichtraucherinnen
  • Als Kleinkinder haben Kinder von Raucherinnen häufiger Atemprobleme und Atemwegsinfekte
  • Mütter die rauchen produzieren weniger Milch, haben häufiger Stillprobleme, und stillen im Schnitt kürzer als nicht rauchende Mütter

Raucherinnen brauchen länger um schwanger zu werden, sind häufiger unfruchtbar, und treten früher in die Menopause ein als Nichtraucherinnen [1-4]. Raucher leiden häufiger an erektiler Dysfunktion (Impotenz). Ausserdem verdichten sich die Hinweise, dass die Spermienqualität unter dem Tabakkonsum leidet [5].

Rauchen vor oder während einer Schwangerschaft erhöht die Komplikationsrate für Mutter und Kind. Ist eine Frau Raucherin, hat sie beispielsweise ein fast zweimal höheres Risiko für eine Eileiterschwangerschaft [1].

Rauchen in der Schwangerschaft

Beim Rauchen während der Schwangerschaft gelangen Giftstoffe aus Tabakprodukten über die Blut-Plazenta-Schranke zum Ungeborenen. Diese können die Organe des Kindes schädigen und die von der Mutter zum Baby transportierte Sauerstoffmenge herabsetzen [4, 6]. Dadurch treten bei Schwangerschaften von Raucherinnen erhöhte Komplikationen auf, darunter Frühgeburten, Plazentaablösungen, die fötale Wachstumsretardierung, Totgeburten, und angeborene Fehlbildungen (Anomalien) wie die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, (siehe Tabelle) [4].

Mögliche Folgen für das Kind

Im Durchschnitt kommen Kinder von rauchenden Frauen mit einem um rund 200 Gramm geringeren Geburtsgewicht zur Welt. Und das auch dann, wenn die Mütter während der Schwangerschaft nur wenig (1-5 Zigaretten) geraucht haben [7, 8]. Zudem haben Kinder, die während der Schwangerschaft Tabakrauch ausgesetzt waren haben, ein höheres Risiko für den plötzlichen Säuglingstod (SIDS). Im Kleinkindalter leiden sie häufiger unter chronischen Atemwegserkrankungen und sind anfälliger für Atemwegsinfekte (siehe Tab. 4) [9-12]. Ausserdem gibt es Hinweise darauf, dass Rauchen während der Schwangerschaft spätere sogenannte disruptive Verhaltensstörungen wie die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) begünstigen könnte [5].

 Odds Ratio* rauchende/nichtrauchende Schwangere
Schwangerschaft und Geburt 
Eileiterschwangerschaft1.8
Wachstumsretardierung2.3
Totgeburt1.3
Frühgeburt (<37 Wochen)1.4
Orofaziale Fehlbildung1.3
Placenta previa1.8
Vorzeitige Plazentaablösung1.6
Geburtsgewicht ≤ 2500 g2.0
Plötzlicher Säuglingstod (SIDS)2.3
Kleinkinder 
Atemwegsstörungen1.4
Asthma1.9
Hospitalisierung infolge Atemwegsinfekt1.7
Tabelle: Rauchbedingte Risiken bei Kindern von rauchenden Schwangeren vor, während oder nach der Geburt [7, 10-12, 15, 16]. *Odds ratio: Relatives Risiko, vergleicht das Risiko von betroffenen Personen mit dem Risiko nicht betroffener Personen. Ein Odds Ratio von 1.5 bedeutet beispielsweise ein um 50% erhöhtes, von 2.0 ein zweifach erhöhtes Risiko.

Rauchen in der Stillzeit

Nach der Geburt kommt der Säugling über Passivrauch, Rauchpartikel (zum Beispiel auf Kleidung und Mobiliar), und die Muttermilch in Kontakt mit den rauchassoziierten Schadstoffen [4].

Ist die Mutter selbst Raucherin, oder raucht jemand aus dem gemeinsamen Haushalt, kann das der Stillbeziehung schaden. Mütter die rauchen produzieren von Anfang an weniger Milch, haben häufiger Stillprobleme, und stillen im Schnitt kürzer als nichtrauchende Mütter. Auch bei Passivraucherinnen gibt es Hinweise auf Stillprobleme: So stillten Frauen, die regelmässigem Passivrauch ausgesetzt waren, seltener [13].

Tabakrauch und Nikotin haben vielfältige Wirkungen auf das Stillen. So stören sie die Ausschüttung von dem die Milchbildung fördernden Hormon Prolaktin, und verändern den Geschmack und die Zusammensetzung der Muttermilch. Neugeborene von rauchenden Müttern haben zudem häufiger einen verzögerten Saugreflex und saugen am Anfang mit geringerer Kraft. Dadurch können Anlaufschwierigkeiten beim Stillen entstehen [13]. Studien zeigen, dass Mütter, die das Rauchen einstellen, länger stillten als Frauen, die weiterrauchten [13, 14]. Ein Rauchstopp scheint also das Stillen zu unterstützen.

Trotzdem weiterstillen!

Aktuelle Leitlinien und Expertenorganisationen wie die La Leche Liga raten stillenden Müttern dazu, auch dann weiterzustillen, wenn sie nicht mit dem Rauchen aufhören können [17, 18]. Stillen senkt nämlich auch bei Kindern von Raucherinnen das Risiko für Erkrankungen, die durch Passivrauch begünstigt werden, wie Asthma, Atemwegsinfektionen und plötzlichen Säuglingstod. Sie empfehlen jedoch, NACH dem Stillen zu rauchen, damit sich der Gehalt von Nikotin und anderen Schadstoffen in der Milch bis zur nächsten Stillmahlzeit verringert. Ausserdem sollte natürlich niemals in Gegenwart des Kindes geraucht werden [17, 18].

Referenzen
  1. The Health Consequences of Smoking: A Report of the Surgeon General. 2004: Atlanta (GA).
  2. Jick, H. and J. Porter, Relation between smoking and age of natural menopause. Report from the Boston Collaborative Drug Surveillance Program, Boston University Medical Center. Lancet, 1977. 1(8026): p. 1354-5.
  3. McKinlay, S.M., N.L. Bifano, and J.B. McKinlay, Smoking and age at menopause in women. Ann Intern Med, 1985. 103(3): p. 350-6.
  4. in Women and Smoking: A Report of the Surgeon General. 2001: Atlanta (GA).
  5. in The Health Consequences of Smoking-50 Years of Progress: A Report of the Surgeon General. 2014: Atlanta (GA).
  6. Bureau, M.A., et al., Maternal cigarette smoking and fetal oxygen transport: a study of P50, 2,3-diphosphoglycerate, total hemoglobin, hematocrit, and type F hemoglobin in fetal blood. Pediatrics, 1983. 72(1): p. 22-6.
  7. Witt, S.H., et al., Impact on birth weight of maternal smoking throughout pregnancy mediated by DNA methylation. BMC Genomics, 2018. 19(1): p. 290.
  8. Lam SK et al. The effect of smoking during pregnancy on the incidence of low birth weight among Chinese parturients. Aust N Z J Obstet Gynaecol. 1992 May;32(2):125-8. doi: 10.1111/j.1479-828x.1992.tb01923.x.
  9. Castles, A., et al., Effects of smoking during pregnancy. Five meta-analyses. Am J Prev Med, 1999. 16(3): p. 208-15.
  10. Silvestri, M., et al., Smoke exposure, wheezing, and asthma development: a systematic review and meta-analysis in unselected birth cohorts. Pediatr Pulmonol, 2015. 50(4): p. 353-62.
  11. Jayes, L., et al., SmokeHaz: Systematic Reviews and Meta-analyses of the Effects of Smoking on Respiratory Health. Chest, 2016. 150(1): p. 164-79.
  12. Napierala, M., et al., Tobacco smoking and breastfeeding: Effect on the lactation process, breast milk composition and infant development. A critical review. Environ Res, 2016. 151: p. 321-338.
  13. Higgins, T.M., et al., Effects of cigarette smoking cessation on breastfeeding duration. Nicotine Tob Res, 2010. 12(5): p. 483-8.
  14. Zhang, K. and X. Wang, Maternal smoking and increased risk of sudden infant death syndrome: a meta-analysis. Leg Med (Tokyo), 2013. 15(3): p. 115-21.
  15. Pereira, P.P., et al., Maternal Active Smoking During Pregnancy and Low Birth Weight in the Americas: A Systematic Review and Meta-analysis. Nicotine Tob Res, 2017. 19(5): p. 497-505.
  16. La Leche League International (LLLI). Smoking and Breastfeeding. Abgerufen am 15.3.2020.