Der Patient nimmt dies als Unschärfe des Gesichtsfeldes wahr. Es handelt sich um eine Ansammlung von Flüssigkeit im Nervengewebe als Folge diabetesbedingter Gefässschäden, die medizinisch als diabetische Retinopathie bezeichnet wird.
Eine diabetische Retinopathie entwickelt sich langsam, über den Zeitraum mehrerer Jahre. Die chronische Hyperglykämie – also Überzuckerung – schädigt die feinen Gefässe des Augenhintergrunds. Am Anfang bilden sich in den Gefässen Ausbuchtungen, sogenannte Mikroaneurysmen, im weiteren Verlauf werden Teile der Gefässe nur noch schlecht oder gar nicht mehr durchblutet, es kommt zu Mikroinfarkten und schliesslich zu Sauerstoffmangel. Dieser führt zur vermehrten Produktion eines Wachstumsfaktors namens VEGF (vascular endothelial growth factor).
Die Folge ist eine Steigerung der Gefässdurchlässigkeit und somit einerseits Ödembildung und andererseits unerwünschtes Wachstum neuer Blutgefässe. Unbehandelt steht auch heute noch am Ende dieser Entwicklung bei Gefässneubildungen die Möglichkeit einer kompletten Erblindung.
Ist ein Makulaödem die zwingende Folge einer diabetischen Retinopathie?
Das Makulaödem – die Schwellung des Nervengewebes an der wichtigsten Stelle der Netzhaut – gehört zur diabetischen Retinopathie, sie ist ein Teil davon. Es ist jedoch möglich, dass Patienten mit Gefässneubildungen kein Makulaödem entwickeln, oder auch umgekehrt, dass Makulaödem-Betroffene kaum Anzeichen von Gefässneubildungen aufweisen.
Wie wird ein Makulaödem behandelt?
Heutzutage gibt es zur Behandlung eines Makulaödems mehrere Optionen. Standard in vielen Ländern wie auch der Schweiz sind sogenannte Anti-VEGF-Medikamente, die direkt ins Auge gespritzt werden. Sie blockieren den aufgrund des Sauerstoffmangels in zu grosser Menge produzierten Wachstumsfaktor VEGF.
In der Folge bildet sich das Makulaödem zurück und verschwindet bei sehr vielen Patientinnen und Patienten ganz. Das heisst, das Sehen wird wieder besser. Das erhöht die Lebensqualität ungemein.
Welche anderen Möglichkeiten gibt es?
In Situationen, in denen diese moderne und effektive Behandlungsmethode nicht verfügbar oder nicht einsetzbar ist, kann als Alternative Kortison angewendet werden, was allerdings nicht ganz so gute Resultate wie eine Anti-VEGF-Therapie ergibt und mehr Nebenwirkungen hat.
Zu guter Letzt gibt es noch die Laserbehandlung. Sie kann mit den VEGF-Medikamenten kombiniert werden, kommt aber auch bei Patienten zum Einsatz, die auf die Medikamente nicht ansprechen oder denen wir sie aus bestimmten Gründen nicht geben können. Allerdings kann der Laser den Verlauf der Krankheit nicht rückgängig machen, nur die Sehschärfe stabilisieren.