Der Ausdruck «Diabetischer Fuss» beschreibt Haut- und Gewebeschäden an den Füssen, die oft nur durch Banalitäten ausgelöst werden, die normalerweise kein Problem darstellen und rasch wieder abheilen. Beim diabetischen Fuss führen bereits Druckstellen von Schuhen, ein eingetretener Splitter oder ein Schnitt mit der Nagelschere zu Verletzungen, die problematisch werden können.
Zuerst betreffen die Schäden nur die Haut. Werden sie nicht behandelt, können sie sich ausbreiten und auch den Knochen und den ganzen Fuss erreichen. Wir wollen hier keine Angst schüren – oder doch, en wenig vielleicht schon. Denn die Schäden können soweit führen, dass der Fuss oder ein Teil davon amputiert werden muss. Das Risiko dafür ist über 20mal höher als bei Nicht-Diabetikern.
Ein über viele Jahre erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Nerven in den Füssen, so dass Berührungen, Temperaturen und Schmerzen nur noch schwach oder gar nicht mehr wahrgenommen werden. Das erhöht die Verletzungsgefahr und die Gefahr, dass Verletzungen nicht bemerkt werden.
Ausserdem stellen die Schweiss- und Talgdrüsen allmählich ihre Arbeit ein. Dadurch wird die Haut trockener, rissig und anfälliger für Verletzungen. Und weil der erhöhte Blutzuckerspiegel nicht nur die Nerven, sondern auch die Blutgefässe schädigt, wird das Fussgewebe immer schlechter durchblutet, was die Wundheilung behindert.
Das Resultat: Selbst kleine Verletzungen heilen nur schwer. Deshalb ist es als Diabetikerin oder Diabetikern so wichtig, auf die Füsse zu achten. Mit den folgenden sechs Tipps können Sie die Entstehung eines diabetischen Fusses verhindern:
Ein gut eingestellter Blutzucker verhindert Schäden an Nerven und Gefässen – die beiden Hauptursachen für den diabetischen Fuss. Dazu gehört auch ein gut eingestellter Blutdruck und gesunde Blutfettwerte, da diese die Blutgefässe sonst ebenfalls schädigen und die Durchblutung des Fusses behindern können – mit allen bekannten Folgen.
Untersuche deine Füsse täglich ‒ am besten abends ‒ auf Verletzungen, Druckstellen und irritierte Haut. Kontrolliere auch die Zehenzwischenräume. Nimm einen Handspiegel zu Hilfe, falls du in deiner Beweglichkeit eingeschränkt bist oder bitte jemanden um Hilfe. Das gilt auch bei eingeschränkter Sehkraft.
Verletzungen, Druckstellen und starke Hornhautschwielen sollten einem Arzt oder einem Podologen (Fachperson für medizinische Fusspflege) gezeigt werden.
Wasche deine Füsse täglich mit einer milden, rückfettenden Waschlotion – normale Seife trocknet die Haut zu sehr aus. Verzichte wegen der Verletzungsgefahr auf Massagebürsten oder -handschuhe oder ähnliches. Verwende stattdessen einen weichen Waschlappen.
Die Wassertemperatur darf höchstens lauwarm sein (35°C). Bitte überprüfe die Temperatur mithilfe eines Badethermometers, weil deine Füsse die Wassertemperatur evtl. nicht mehr richtig wahrnehmen können.
Trockne deine Füsse, indem du sie mit einem weichen Handtuch sorgfältig abtupfst anstatt zu rubbeln. Bitte auch die Zehenzwischenräume – am einfachsten geht’s mit einem Kosmetiktuch.
Hornhaut entfernst du am besten einmal pro Woche während oder nach einem kurzen, laufwarmen Fussbad oder unter fliessendem Wasser beim Duschen. Aufgeweichte Hornhaut lässt sich leichter wegrubbeln, zum Beispiel mithilfe eines Bimssteins.
Wenn die Sensibilität in den Füssen eingeschränkt ist, solltest du zur Sicherheit auf den Bimsstein verzichten und dich stattdessen an eine Podologin oder einen Podologen wenden. Hornhautschwielen, Hühneraugen oder Warzen dürfen nicht selbst entfernt werden sondern gehören in fachmännische Hände.
Es mag widersprüchlich klingen, aber runde Nägel wachsen leichter ein als gerade Nägel. Feile deine Fussnägel deshalb ein- bis zweimal pro Woche kürzer, aber nicht rund, sondern gerade. Die spitzen Kanten, die dabei entstehen können, glättest du ebenfalls mit der Feile.
Auf Nagelscheren oder Nagelklipser sollte wegen der Verletzungsgefahr verzichtet werden. Wenn das Feilen zu mühsam ist, lasse dir deine Nägel vom Podologen kürzen.
Die Haut an den Füssen muss täglich gepflegt werden, damit sie möglichst gesund und widerstandsfähig bleibt. Zwei der bekanntesten Feuchthaltemittel, die natürlicherweise in der Haut vorkommen, sind Harnstoff (Urea) und Pyroglutaminsäure. Die Haut enthält etwa doppelt so viel Pyroglutaminsäure wie Harnstoff. Die Pyroglutaminsäure ist eine der effektivsten feuchtigkeitsbindenden Mittel und für die Fusspflege besonders geeignet.
Aber Achtung: Beim täglichen Eincremen der Füsse müssen die Zehenzwischenräume ausgelassen werden. Dort würde ein zu feuchtes Klima die Entstehung von Infektionen begünstigen.
Nebst der täglichen Kontrolle und Pflege der Füsse sollten Verletzungen jeglicher Art so gut wie möglich vermieden werden. Aufs Barfussgehen sollte man deshalb lieber verzichten. Da bereits Druckstellen zu einem Problem werden können, sollte die Schuhwahl nicht nach modischen, sondern nach bequemen und praktischen Kriterien erfolgen.
Wenn man trotz eingeschränktem Gefühl in den Füssen testen möchte, ob der Schuh wie angegossen passt, empfiehlt sich folgender Trick: Stehe mit den Füssen auf ein Blatt Papier und zeichne die Umrisse nach. Schneide die beiden Schablonen aus und teste, ob sich diese problemlos in die neuen Schuhe in spe einlegen lassen. Denn als Diabetiker musst du nicht nur nach vorne, sondern auch nach unten schauen: Bitte achte auf deine Füsse!