Das HDL-Cholesterin wird gern als das „gute“ Cholesterin bezeichnet. Doch das stimmt offenbar nur bedingt: Sehr hohe HDL-Spiegel sind einer aktuellen Studie zufolge mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko verbunden.
Das HDL-Cholesterin wird gern als das „gute“ Cholesterin bezeichnet. Doch das stimmt offenbar nur bedingt: Sehr hohe HDL-Spiegel sind einer aktuellen Studie zufolge mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko verbunden.
Schon länger gibt es Hinweise darauf, dass die kardioprotektive Wirkung von HDL-Cholesterin differenzierter betrachtet werden muss. So hat die Hemmung des CTEP (Cholesterinester-Transferprotein), die zum Anstieg des HDL-Cholesterins führt, keine Reduktion des kardiovaskulären Risikos zur Folge gehabt. Auch Genotypen, die Einfluss auf die HDL-Spiegel haben, zeigten keine Auswirkung auf das kardiovaskuläre Risiko.
Grund genug für ein amerikanisches Forscherteam, dem «guten» Cholesterin nochmals genau auf den Zahn zu fühlen (1). Sie untersuchten an zwei unabhängigen Kohorten mit insgesamt knapp 20.000 KHK-Patienten den Zusammenhang zwischen einem HDL-Cholesterin > 2,07 mmol/l und der Gesamt- sowie der kardiovaskulären Mortaliät.
Nach einem Follow-up von 8,9 bzw. 6,7 Jahren kristallisierte sich eine U-förmige Kurve heraus. Das heisst, sowohl Patienten mit sehr niedrigem als auch Patienten mit sehr hohem HDL-Cholesterin wiesen eine höhere Mortalität auf als diejenigen im mittleren HDL-Cholesterin-Bereich zwischen 1,03 mmol/l und 1,55 mmol/l. Die nach Berücksichtigung diverser Risikofaktoren adjustierte Gesamtmortalität war für Patienten mit einem HDL-Cholesterin >2,07 mmol/l um 96 Prozent höher, die kardiovaskuläre Mortalität etwa um 70 Prozent. Die Mortalitäten bei HDL-Spiegel < 0,78 mmol/l waren mit denen bei >2,07 mmol/l vergleichbar.
Diese Assoziation erwies sich als unabhängig von bekannten genetischen Polymorphismen, die mit einem hohen HDL-Cholesterin assoziiert sind.
In beiden Kohorten wiesen weniger als 2 Prozent der Teilnehmer ein HDL-Cholesterin >2,07 mmol/l auf, schreiben Dr. Sadiya Khan von der Northwestern Universitiy Chicago und Kollegen im begleitenden Editorial. Diese Gruppe fiel auch mit einem weiteren Merkmal auf, nämlich häufigem Alkoholkonsum.
Auf jeden Fall könne man aus der Studie folgern, dass nur bei HDL-Spiegeln unter >2,07 mmol/l von einem «guten» Cholesterin die Rede sein kann. Dies bedeute, dass in der täglichen Praxis nicht nur sehr niedrige, sondern auch sehr hohe HDL-Spiegel als Warnsignale zu deuten sind.