Schmerzen am Allerwertesten

Hämorrhoiden – Scham ist fehl am Platz

Hämorrhoiden? Was für ein Wort! Und so diskret! Es verrät so überhaupt nichts: keinen Hinweis zum Ort des Geschehens, keine Details zu den Beschwerden. Es verhält sich so diskret, wie sich das Betroffene nur wünschen können. Nützen tut diese Geheimnistuerei allerdings niemandem etwas. Viele leiden still vor sich hin, obwohl es wirksame Hilfe gibt. Sofern das Wort auch ausgesprochen wird.

Woman Suffering From Hemorrhoids And Thorny Cactus on chair
mady70/gettyimages

Zunächst muss klargestellt werden, dass der Begriff «Hämorrhoiden» nur umgangssprachlich etwas Negatives bedeutet und eigentlich falsch verwendet wird. In Wirklichkeit sind Hämorrhoiden etwas Natürliches und ein wichtiger Teil unseres Schliessmuskels am After.

Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie «Blutfluss». Es handelt sich dabei um eine Art Schleimhautpolster aus Blutgefässen, Bindegewebe und Muskelfasern, das sich je nach Bedarf verkleinern und vergrössern kann, um den After optimal abzudichten. Ohne Hämorrhoiden könnte der Abgang von Stuhl und Winden nicht gut genug kontrolliert werden.

Jeder kennt es

Erst wenn die Hämorrhoiden sich krankhaft vergrössern und dadurch Beschwerden verursachen, spricht man vom sogenannten «Hämorrhoidalleiden». Bei der Entstehung spielen sowohl die Lebensumstände als auch die Veranlagung eine wichtige Rolle: chronische Verstopfung, Schwangerschaften, eine allgemeine Bindegewebsschwäche und zunehmendes Alter sind klare Risikofaktoren. Tatsache ist, dass fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens zumindest vorübergehend damit Bekanntschaft macht.

Der Ausgang ist offen

In einem frühen Stadium sind die Hämorrhoiden von aussen weder sichtbar noch tastbar. Nimmt der Druck auf die Hämorrhoiden aber weiter zu, zum Beispiel durch wiederholtes starkes Pressen bei hartem Stuhl, können die Hämorrhoiden mit der Zeit nach aussen gedrückt werden. In diesem Zustand wiederum ist der Blutfluss in den Hämorrhoiden gestört, was die Beschwerden zusätzlich verschlimmert (siehe Kasten).

Aber Hämorrhoiden sind nicht Schicksal. Sie können sich spontan zurückbilden oder wirksam behandelt werden.

Druck ablassen und das Gewebe stärken

Hämorrhoiden können schlecht mit Druck umgehen, pressen beim Stuhlgang ist tabu! Der Stuhl sollte daher weich sein. Das kann durch ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit (zwei bis drei Liter ungesüsste Getränke pro Tag) und reichlich Bewegung erreicht werden. Wenn das alleine nicht hilft, kann der Stuhl mithilfe von Quellmitteln, Macrogolen und Wirkstoffen, die dem Milchzucker ähnlich sind, aufgelockert und weich gemacht werden.

Beschwerden wie Schmerzen und Juckreiz können lokal mit Salben, Zäpfchen oder Sitzbädern gelindert werden. Eine Möglichkeit, die Hämorrhoiden von innen zu behandeln, ist die Einnahme von Pflanzenstoffen wie den sogenannten Flavonoiden. Die Flavonoide Diosmin und Hesperidin schützen und stärken die Gefässwände von Venen und Hämorrhoiden. Sie können deshalb zur Behandlung von Venenschwäche wie Krampfadern und zur Behandlung von Hämorrhoiden eingesetzt werden. Lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten!

Bei fortgeschrittenen Hämorrhoiden ist zur Behandlung in der Regel ein operativer Eingriff nötig. Die modernen Methoden sind annähernd schmerzfrei und können teilweise sogar ambulant durchgeführt werden.

Eine Vorsichtsmassnahme

Denken Sie daran: Blut im Stuhl kann auch Krebs bedeuten. Ab einem Alter von 50 Jahren (oder davor, wenn in der Familie Darmkrebs vorkommt), sollte die Ursache für die Blutung im Darm ärztlich abgeklärt werden.

Fazit

Hämorrhoiden sind unangenehm und belastend. Eine gewisse Scham diesbezüglich ist kulturell verankert und verständlich, aber fehl am Platz. Nur wer Hilfe sucht, dem kann auch geholfen werden. Und wenn Sie nicht wissen, wie Sie es sagen sollen – sprechen Sie einfach Griechisch: Hä-morr-ho-i-den. Trotz allem ein klangvolles Wort, das muss man ihm lassen.

Wie sich Hämorrhoiden entwickeln

  • Grad 1: In diesem Stadium ist die Vergrösserung der Hämorrhoiden noch so gering, dass sie sich von aussen nicht erkennen lässt. Nur mithilfe einer Darmspiegelung kann der Arzt oder die Ärztin die Hämorrhoiden se­hen. Wenn die Erkrankung in diesem Stadium überhaupt bemerkt wird, dann meist durch Spuren von hellrotem Blut auf Stuhl, Toilettenpapier oder in der WC-Schüssel. Schmerzen treten in diesem Stadium normalerweise nicht auf.
  • Grad 2: Die Hämorrhoiden sind bereits soweit vergrössert, dass sie beim Anwenden der Bauchpresse, also beim Stuhlgang, nach aussen treten. Sobald der Druck im Bauchraum nachlässt, ziehen sich die Hämorrhoiden aber von alleine wieder in den Anus zurück. Typische Beschwerden sind immer wieder auftretende frische Blutungen sowie Brennen, Jucken und Nässen.
  • Grad 3: Die Hämorrhoiden ziehen sich nach dem Stuhlgang nicht mehr von selbst zurück, lassen sich aber mit dem Finger wieder in den Analkanal zurückschieben. Zu den bereits beschriebenen Beschwerden gesellen sich nun häufig auch Stuhlschmieren (ungewollter Abgang kleiner Kotmengen), ein Fremdkörpergefühl sowie der Eindruck, sich beim Stuhlgang nicht vollständig zu entleeren.
  • Grad 4: Die Hämorrhoiden lassen sich nun nicht mehr in den After ­hineinschieben. Man spricht von ­einem «Analprolaps». Neben den bereits angeführten Symptomen bereiten Hämorrhoiden dieses Grades Betroffenen fast immer Probleme beim Stuhlgang sowie Schmerzen.