Hören Menschen auf zu rauchen, bilden sich im Gehirn und anderen Organen nikotinbedingte Veränderungen zurück.
Viele leiden in dieser Phase an Entzugssymptomen wie Reizbarkeit, innere Unruhe, Angst, schlechte Stimmung, Konzentrationsprobleme, verstärkten Appetit oder Verstopfung.
Diese Symptome dauern nur wenige Wochen an.
Auch Jahre später verspüren manche Ex-Raucher in bestimmten Situationen noch das Verlangen nach einer Zigarette.
Durch Ablenkung, bestimmte Entspannungstechniken oder medikamentöse Unterstützung lassen sich viele Entzugssymptome abmildern.
Hören Menschen auf zu rauchen, sinken die Nikotinspiegel, und der Nikotinentzug beginnt. Dabei kann ein grosses Verlangen nach Tabak auftauchen, und Entzugssymptome wie Reizbarkeit, innere Unruhe, Angst, schlechte Stimmung, Konzentrationsprobleme, verstärkter Hunger und Appetit, oder Verstopfung, können einsetzen (siehe Tabelle) [1, 2]. Eines der Hauptmotive von Rauchenden, wieder mit dem Rauchen anzufangen, ist es, diese Entzugssymptome zu vermeiden.
Der physische Nikotinentzug
Wenige Stunden nach der letzten Nikotinaufnahme beginnen körperliche Entzugssymptome wie verstärkter Appetit oder Verstopfung, sowie jene Symptome, die sich auf die Stimmung schlagen, wie Unruhe, Angst und Konzentrationsprobleme. Sie sind meist in der ersten Woche am stärksten ausgeprägt und dauern bei den meisten Menschen rund zwei bis vier Wochen an (siehe Tabelle) [1-3]. In dieser Phase des Entzugs bilden sich Prozesse im Gehirn und anderen Organen zurück, die aufgrund der Gewöhnung an die wiederholte Nikotinaufnahme entstanden sind (physischer Entzug, siehe auch: Wie Nikotin im Körper wirkt https://mydailyapple.ch/10080246/praevention/rauchen/warum-der-mensch-raucht/).
Es ist schwierig, vorherzusagen, wie schwer die physischen Entzugssymptome den Rauchenden treffen werden. Sie können in Intensität und Dauer von Person zu Person unterschiedlich ausfallen; wenn man Glück hat bleiben sie sogar fast aus. Bei einigen Menschen variiert die Stärke der Entzugssymptome mit der Tageszeit [4], bei Manchen verschwinden Symptome auf einmal plötzlich, um dann später wieder aufzutauchen [2, 5, 6].
Wie schwer Menschen von Entzugssystemen betroffen sind ist auch abhängig von der subjektiven Wahrnehmung und Gewichtung der Entzugssymptome. Interessanterweise sagt nicht einmal die Anzahl der gerauchten Zigaretten etwas darüber aus, wie stark die Symptome werden: Auch leichte Raucher können schwere Entzugssymptome haben, und schwere Raucher nur leichte Entzugssymptome [7, 8].
Symptom
Ungefähre Dauer
Mögliche Gegenmassnahmen
Reizbarkeit
2-4 Wochen
Spazieren gehen, Sport, Bäder, Entspannungstechniken
Depression oder Angst
1-4 Wochen
Freunde treffen, Sport, Atemübungen, Unterstützung einholen
Müdigkeit
2-4 Wochen
Schlafpausen, Stress reduzieren
Schlafstörungen
1 Woche
Koffeinreduktion, Koffein nach 18.00 vermeiden, Entspannungstechniken, Lesen vor dem Zubettgehen
Schwindel
1-2 Tage
Achtgeben im Alltag, langsame Positionswechsel
Konzentrationsschwierigkeiten
1-4 Wochen
Arbeitspensum gut planen, Stress in den ersten zwei Wochen vermeiden, gesund essen, viel schlafen
Engegefühl in der Brust
Einige Tage
Entspannungstechniken, tief atmen, Sport
Husten, Halstrockenheit, Schnupfen
1 Woche
Viel trinken, Hustenpastillen
Verstopfung, Bauchweh
1-2 Wochen
Viel trinken, Ballaststoffreiche Kost
Vermehrter Hunger
Einige Wochen
Viel trinken, gesunde Snacks
Verlangen zu rauchen
Die ersten 1-2 Tage am Schlimmsten, kann gelegentlich noch nach einigen Jahren vorkommen
Dem Drang widerstehen (es dauert üblicherweise nur einige Minuten), ablenken, Sport, Spazierengehen, Unterstützung einholen
Tabelle: Mögliche Erscheinungen nach Tabakentzug [2, 10, 11]
Der psychische Nikotinentzug
Auch nach Abklingen der körperlichen Entzugssymptome kann es sein, dass die Lust auf eine Zigarette beim Ex-Rauchenden wieder aufkommt. Das kann auch noch viele Jahre nach der letzten Zigarette passieren und ist meist an Auslöser gekoppelt, die der/die Ex-Rauchende zuvor mit dem Rauchen assoziiert hatte. Dieses „Craving“ kann zum Beispiel auftreten, wenn der Ex-Rauchende Orte, Situationen, oder Verhaltensweisen erlebt, in denen er/sie früher geraucht hat (z.B. das Sitzen im Café, eine bestimmte Freundesrunde, Lern- oder Arbeitstage). Aber auch Gefühle wie Stress, Angst oder Konzentrationsschwierigkeiten führen bei manchen Menschen dazu, dass sie sich auch Jahrzehnte später am liebsten wieder eine Zigarette anzünden würden. Diese Muster zu durchbrechen ist besonders schwer [9].
Den Entzug überwinden
Die schlimmsten Entzugssymptome verschwinden bei den allermeisten Menschen nach einigen Wochen – sind also nur temporär. Viele unangenehme Symptome lassen sich durch Ablenkung und bestimmte Entspannungstechniken abmildern (siehe Tabelle) – einigen Menschen helfen auch medikamentöse Hilfsmittel wie Nikotinersatzpräparate.
Gegen häufig einsetzendes Craving kann es helfen, das ritualisierte Anzünden der Zigarette mit einer anderen schönen Tradition zu ersetzen. So können Sie sich zum Beispiel jedes Mal, wenn Sie Lust auf eine Zigarette haben, eine Tasse Tee machen.
Die beste Nachricht ist übrigens, dass man ein Jahr nach der letzten Zigarette eine gute Chance hat, das restliche Leben lang rauchfrei zu bleiben. Denn mindestens die Hälfte der Ex-Raucher, die so lange ohne Zigaretten auskamen, schafften das auch weitere 10 Jahre [12].
Wenn Sie planen, mit dem Rauchen aufzuhören, ist Ihr/e Arzt/Ärztin der/die beste Ansprechpartner/in. Eine Kombination aus Massnahmen wie einer ärztlichen Beratung, einer Gruppentherapie oder medikamentösen Optionen kann die Chance eines erfolgreichen Rauchausstiegs um bis zu sechs mal steigern [13].
Referenzen
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