No smoking sign on a red table in a outdoor restaurant

Einige Bevölkerungsschichten häufiger betroffen

Wer raucht?

In der Schweiz raucht fast ein Drittel der Erwachsenen. Dabei sind einige Bevölkerungsschichten besonders häufig betroffen.

  • Im Jahr 2017 rauchten 27.1% der SchweizerInnen über 15 Jahren
  • Zwischen den Jahren 2001 und 2011 sank die Zahl der RaucherInnen, seither gab es wenig Veränderungen
  • Zwischen den Jahren 2001 und 2011 sank der Anteil der PassivraucherInnen von 35 auf 6%
  • Diese Veränderungen sind auf strengere Nichtraucherschutzgesetze zurückzuführen
  • Menschen mit psychischen, sozialen oder wirtschaftlichen Problemen sind besonders gefährdet für eine Tabakabhängigkeit
  • Menschen mit diesen Problemen wollen häufig mit dem Rauchen aufhören, schaffen es jedoch seltener
  • So werden sie etwa seltener vom Arzt/von der Ärztin unterstützt

Fast ein Drittel raucht

Das Rauchen ist in der Schweiz prominent vertreten: In einer Umfrage im Jahr 2017 gaben 27.1 Prozent aller SchweizerInnen über 15 Jahren an, zu rauchen. Besonders stark verbreitet ist das Tabakrauchen dabei bei Männern (31% der Männer rauchen, gegenüber 23% bei Frauen). Auch junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren rauchen häufig: 2017 waren es 31.7% [1]. Damit liegt die Schweiz genau im europäischen Mittelfeld und weltweit eher auf den vorderen Rängen. 2015 rauchten in Europa 28% der Erwachsenen, weltweit waren es rund 21% [2]. Darüber hinaus zeigen Berechnungen der jährlichen Tabakumsätze, dass diese Daten aus Befragungen die tatsächlichen Raucherzahlen um 45-50% unterschätzen könnten [3].

Die gesundheitlichen und finanziellen Kosten des Tabakabusus sind derzeit enorm. In der Schweiz gehen jährlich rund 9500 Menschenleben (15% aller vorzeitigen Todesfälle) auf das Konto von tabakinduzierten Folgen [4]. Diese Zahl ist mehr als sechs Mal so hoch wie die Summe aller Todesfälle infolge von Verkehrsunfällen, illegalem Drogenkonsum, AIDS, und Suiziden zusammen [4]. Ausserdem leiden mindestens 300 000 Schweizer an einer durch das Rauchen verursachten Erkrankung [4].

Auch im Budget hinterlässt der Qualm Spuren: Derzeit verursacht die Tabaksucht volkswirtschaftliche Schäden von mehr als 3,9 Milliarden Franken pro Jahr [5].

Immer weniger Menschen rauchen

In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Raucher kontinuierlich und in allen Altersgruppen gesunken – von 33% im Jahr 2001 auf 27,1% im Jahr 2017. Gleichzeitig rauchten die Menschen auch immer weniger: Während 2002 beispielsweise noch 13,5% der Männer und 7,3% der Frauen täglich mehr als 20 Zigaretten pro Tag rauchten, sank dieser Prozentsatz bis zum Jahr 2017 auf 7.9% bei den Männern und 3.5% bei den Frauen [1].

Zwischen 2002 und 2017 sank auch der Anteil der NichtraucherInnen, die täglich für mindestens eine Stunde unfreiwillig dem Zigarettenrauch Anderer ausgesetzt waren, von 35% auf 6%. Am stärksten ging der PassivraucherInnenanteil bei den 15- bis 24-Jährigen zurück. Diese Altersgruppe ist jedoch nach wie vor am Meisten von Passivrauch betroffen [1].

Tatsächlich gingen die Zahl der RaucherInnen, PassivraucherInnen und gerauchten Zigaretten jedoch nur im Zeitraum von 2001 bis 2011 zurück. Seit 2011 stagnieren sie auf etwa gleichbleibendem Niveau [4].

  2002 2007 2012 2017
Raucherinnen 25.4 23.5 24.4 23.3
Raucher 35.7 32.0 32.4 30.7
Raucherinnen von ≥20 Zigaretten/Tag 7.3 5.0 4.3 3.5
Raucher von ≥20 Zigaretten/Tag 13.5 9.7 9.0 7.9
PassivraucherInnen 35.0 16.0 6.0 6.0
Entwicklungen der Raucherzahlen in den Jahren 2002-2017 [1]

Die Rückgänge bei den RaucherInnenzahlen lassen sich dabei grösstenteils auf Gesetze zum Schutz von NichtraucherInnen in öffentlichen Räumen zurückführen. Dazu gehören beispielsweise das 2010 in Kraft getretene Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen, sowie einzelne ab 2005 umgesetzte kantonale Rauchverbote [1]. Ihnen folgte auch unmittelbar ein merkbarer Rückgang der gesundheitlichen Konsequenzen des Rauchens: So sanken beispielsweise die Hospitalisierungen aufgrund von Herzinfarkten und der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) sobald das Rauchen in öffentlichen Räumen reglementiert wurde. [6, 7].

Wer raucht?

Tabakabhängigkeit ist keineswegs ein gleichmässig über die Gesellschaft verteiltes Problem, sondern tritt besonders häufig bei bestimmten Bevölkerungsgruppen auf.

So bestimmen beispielsweise soziale, wirtschaftliche und medizinische Faktoren darüber, wer tabakabhängig wird. In der Schweiz sind besonders Menschen betroffen, die ein niedrigeres Bildungsniveau haben oder einem Beruf mit geringerem Einkommen oder gesellschaftlichen Ansehen ausüben. In diesen sozioökonomisch benachteiligten Bevölkerungsgruppen ist der Tabakkonsum im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung in den letzten 20 Jahren kaum gesunken [1]. Angehörige dieser gesellschaftlichen Gruppen rauchen dabei nicht nur vermehrt, sondern weisen auch einen höheren täglichen Zigarettenkonsum auf [1]. Besonders bedenklich ist, dass in der Schweiz Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien ein sechsmal höheres Risiko haben, täglich unfreiwillig in der Familie Tabakrauch ausgesetzt zu sein [8]. Das gefährdet nicht nur die Gesundheit der Kinder aus betroffenen Familien, sondern erhöht auch ihr Risiko, später ebenfalls mit dem Rauchen anzufangen [9]. Darüber hinaus vertieft es den sozialen Aspekt der Tabakabhängigkeit weiter.

Besonders anfällig für Tabakanhängigkeit sind ausserdem Personen mit gesundheitlichen Problemen. Dazu zählen insbesondere Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchtproblemen, wie zum Beispiel Menschen mit Alkohol- oder Cannabisabhängigkeit, Depressionen, und Schizophrenie [10].

Warum diese Personengruppen stärker betroffen sind, hat unterschiedliche Gründe. Dazu gehört beispielsweise, dass der Anteil von Rauchern in ihrem sozialen und familiären Umfeld höher ist. Darüber hinaus wissen Menschen mit wirtschaftlichen oder sozialen Problemen häufig auch nicht, wie sie mit dem Rauchen aufhören können. Nicht zuletzt spielen bei ihnen psychologische Faktoren wie fehlendes Selbstvertrauen oder eine psychische Erkrankung auch häufiger eine Rolle. Wenig Geld und familiäre Probleme erhöhen ausserdem das Stresslevel, und damit die Anfälligkeit für „beruhigende“ Suchtmittel wie Nikotin [11].

Menschen mit psychischen, sozialen oder wirtschaftlichen Problemen werden darüber hinaus seltener von medizinischen Fachkräften darüber beraten, wie sie mit dem Rauchen aufhören können [12]. Dabei wollen Menschen aus diesen besonders betroffenen Hintergründen genauso häufig mit dem Rauchen aufhören wie die Gesamtbevölkerung. Sie haben jedoch geringere Chancen, dies zu schaffen. In einer englischen Studie versuchten beispielsweise 42.7% der Teilnehmer aus besonders wohlhabenden Schichten, mit dem Rauchen aufzuhören. Von den Teilnehmern aus besonders prekären Lebenssituationen waren es fast gleich viele – 41.3%. Während der Rauchausstieg allerdings bei 20.4% der bessergestellten Teilnehmer klappte, schafften dies nur 11.4% der wirtschaftlich-sozial schlechter gestellten Teilnehmer [13]. Insbesondere Menschen aus anfälligen Bevölkerungsgruppen benötigen daher besonders gute Unterstützung, wenn sie mit dem Rauchen aufhören wollen.

Referenzen

  1. Bundesamt für Statistik (BAS). Schweizerische Gesundheitsbefragung 2017. Neuchâtel: Eidgenössisches Departement des Innern EDI. Bundesamt für Statistik BFS.
  2. World Health Organisation (WHO). Data and statistics (Informationsstand 24.2.2021).
  3. Jakob, J., J. Cornuz, and P. Diethelm, Prevalence of tobacco smoking in Switzerland: do reported numbers underestimate reality? Swiss Med Wkly, 2017. 147: p. w14437.
  4. Bundesamt für Gesundheit (BAG). Zahlen und Fakten: Tabak. (Informationsstand 24.2.2021).
  5. Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (OBSAN). Volkswirtschaftliche Kosten von Sucht (Informationsstand 24.2.2021).
  6. Bonetti, P.O., et al., Incidence of acute myocardial infarction after implementation of a public smoking ban in Graubunden, Switzerland: two year follow-up. Swiss Med Wkly, 2011. 141: p. w13206.
  7. Humair, J.P., et al., Acute respiratory and cardiovascular admissions after a public smoking ban in Geneva, Switzerland. PLoS One, 2014. 9(3): p. e90417.
  8. Kuntz, B. and T. Lampert, Social disparities in parental smoking and young children’s exposure to secondhand smoke at home: a time-trend analysis of repeated cross-sectional data from the German KiGGS study between 2003-2006 and 2009-2012. BMC Public Health, 2016. 16: p. 485.
  9. Vuolo, M. and J. Staff, Parent and child cigarette use: a longitudinal, multigenerational study. Pediatrics, 2013. 132(3): p. e568-77.
  10. Benowitz, N.L., Nicotine addiction. N Engl J Med, 2010. 362(24): p. 2295-303.
  11. Cornuz J et al. Ärztliche Rauchstoppberatung. Die Dokumentation für die Praxis. Projekt FREI VON TABAK, Nationales Rauchstopp-Programm, Bern 2015.
  12. Garrett, B.E., et al., Addressing the Social Determinants of Health to Reduce Tobacco-Related Disparities. Nicotine Tob Res, 2015. 17(8): p. 892-7.
  13. Kotz, D. and R. West, Explaining the social gradient in smoking cessation: it’s not in the trying, but in the succeeding. Tob Control, 2009. 18(1): p. 43-6.