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Ursachen und Behandlung von Haarausfall

Haare so lang wie Rapunzel? Vermutlich nur im Märchen. Doch wie sieht ein normaler Lebenszyklus eines Haares aus und welche Einflussfaktoren können Wachstum und Fülle unserer Haarpracht beeinflussen? Und wie kann ein gesundes Haarwachstum unterstützt werden?

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Wachstum und die Ruhephasen der Haare verändern und so auf die eine oder andere Weise zu Haarausfall führen. Die häufigsten Ursachen werden im Folgenden beschrieben.

Hormone

Der Haarzyklus wird hormonell gesteuert, so dass Veränderungen im Hormonhaushalt zu reduziertem oder erhöhtem Haarausfall führen können. Ein Beispiel dafür wäre Haarausfall nach einer Geburt. Dank der Schwangerschaftshormone verbleiben die Haare länger in der Wachstumsphase, so dass in dieser Zeit weniger Haare als üblich ausfallen. Nach der Geburt fällt dieser Bonus wieder weg: Sobald die Hormone sinken, gehen die «überfälligen» Haare von der Wachstumsphase in die Ruhephase über und fallen nach 2–4 Monaten aus.

Aus demselben Grund können auch hormonelle Verhütungsmittel zu Beginn oder am Ende der Einnahme oder beim Wechsel auf ein anderes Produkt zu Änderungen im Haarzyklus und zu vermehrtem Haarausfall führen. Auch Störungen der Schilddrüsenfunktion können zu Haarausfall führen.

Nährstoffmangel

Zählt man das Wachstum aller 100 000 Kopfhaare zusammen, kommt man auf eine Strecke von 30 Metern pro Tag. Eine solche Leistung benötigt ein hohes Mass an Ressourcen! Weil Haare für ihr Wachstum vor allem Eisen, Vitamin B – darunter vor allem Biotin – und Zink benötigen, kann Haarausfall das erste Anzeichen eines Vitamin- und Mineralstoffmangels sein. Einseitige Ernährung und Crash-Diäten bergen dieses Risiko.

Bei länger anhaltendem Haarausfall sollten deshalb beim Arzt auch die Eisenwerte und evtl. weitere Nährstoffe überprüft werden. In der Box sind wichtige Nährstoffe aufgelistet, die auch als Nahrungsergänzungsmittel in Apotheken und Drogerien erhältlich sind.

Wichtige Nährstoffe für Haare und Nägel

  • Vitamine A, C, D und E
  • Vitamine des B-Komplexes mit Biotin, Folsäure, Pantothensäure, Thiamin u. a.
  • Eisen
  • Zink
  • Aminosäuren wie Cystin, ­Kreatin, Methionin
  • Nahrungsmittelextrakte mit Hefe, Hirse, Weizenkeimöl

Körperlicher und psychischer Stress

Befindet sich der Körper im Ausnahmezustand, z. B. nach schwerer Krankheit, hohem Fieber oder einer aufwändigen Operation, kann es passieren, dass die Haare ihre Wachstumsphase verfrüht beenden, in die Ruhephase übergehen und ein paar Monate darauf ausfallen.

Sobald die Krise überstanden ist, sollten die Haare auch wieder normal nachwachsen. Auch psychischer Stress kann das Haupt in einen solchen «Schockzustand» versetzen. Weil der Haarausfall meistens mit einer Verzögerung von 2–4 Monaten auftritt, muss man auf der Suche nach einer möglichen Ursache ein paar Monate zurückdenken.

Veränderte Lichtverhältnisse

Haare reagieren auch auf die Intensität des Lichts. Im Wechsel der Jahreszeiten oder bei Reisen in den Süden kann es zu einer Teilsynchronisation der Haarwachstumsphasen kommen. Was bedeutet, dass sich mehr Haare in derselben Phase befinden und deshalb später auch zur selben Zeit ausfallen werden. Manche Menschen berichten im Frühling und Herbst deshalb über vermehrten Haarausfall.

Medikamente oder Schadstoffe

Haarausfall kann auch durch Medikamente und Stoffe ausgelöst werden, die den Haaren schaden. So kann der Blutverdünner Heparin den Haarausfall vorübergehend erhöhen. Chemotherapien und Bestrahlungen werden zur Krebstherapie eingesetzt, können als Nebeneffekt jedoch zu Haarausfall führen, der bereits nach wenigen Tagen oder Wochen eintritt.

Auch Vergiftungen mit Thallium, das früher oft als Rattengift und manchmal auch in Mordfällen eingesetzt wurde, können bereits nach zwei Wochen zu Haarausfall führen. Heute ist thalliumhaltiges Rattengift verboten.

Anlagebedingter Haarausfall

Die bei weitem häufigste Form des Haarverlusts ist jedoch der anlagebedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie). Die Haarwurzeln der Betroffenen weisen eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber dem Hormon Dihydrotestosteron (DHT) auf, einem Verwandten des Testosterons. DHT kommt sowohl bei Männern als auch bei Frauen vor, allerdings in unterschiedlicher Konzentration.

Die Veranlagung führt bei völlig normalen Hormonspiegeln zur Verkümmerung der Haarwurzeln in bestimmten Bereichen des Hauptes. Behandelt wird u. a. mit dem Wirkstoff Minoxidil in Form einer Lösung zum Auftragen auf die Kopfhaut.

Bei Männern besteht ausserdem die Möglichkeit einer Therapie mit Finasterid. Diese Tabletten reduzieren die Entstehung von DHT, sodass die empfindlichen Haarwurzeln verschont bleiben. In beiden Fällen muss die Therapie lebenslang durchgeführt werden. Und: Je früher man mit der Behandlung beginnt, desto mehr Haare können gerettet werden.

Kreisrunder Haarausfall

Einen kreisrunden Haarausfall erkennt man – wie der Name schon sagt – an einer oder mehreren ovalen bis runden, scharf begrenzten kahlen Stellen. Als Ursache wird eine Autoimmunerkrankung vermutet. Auch extremer Stress steht im Verdacht.

Die gute Nachricht ist, dass die Haare in vielen Fällen mit der Zeit wieder vollständig nachwachsen. In seltenen Fällen jedoch kann die Krankheit zum Verlust des gesamten Haares führen, das nicht mehr nachwachsen kann, weil die Haarwurzeln zerstört worden sind. Diese Form von Haarausfall sollte durch einen Spezialisten behandelt werden.